Morgenglosse

Strache, Ibiza und der Schnee von gestern

ASCHERMITTWOCHTREFFEN DIE ALLIANZ FUeR OeSTERREICH (DAOe): STRACHE
ASCHERMITTWOCHTREFFEN DIE ALLIANZ FUeR OeSTERREICH (DAOe): STRACHEAPA/HERBERT NEUBAUER
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Die FPÖ betrieb diesen Aschermittwoch Geschichtsbewältigung - im Gegensatz zu ihrem Ex-Chef.

Die FPÖ ist ja nicht unbedingt bekannt dafür, geschichtliche Aufarbeitung im großen Stil zu betreiben. Die Posse um den „Historikerbericht“ - ein von parteinahen Autoren verfasstes Werk, das nach der sogenannten Liederbuchaffäre 2018 Licht ins Dunkle der  Parteigeschichte bringen sollte - ist ein viel zu gutes Beispiel dafür: Erst fast zwei Jahre später lag das Ergebnis vor. So manch einer hatte da schon vergessen, was der Anlass gewesen war.

Im Fall der Aufarbeitung der Causa Heinz-Christian Strache scheint die FPÖ hingegen mit Eiltempo und größter Gründlichkeit durch die Parteiannalen zu fegen. War die FPÖ noch vor einem Jahr am Höhepunkt - Regierungsbeteiligung, Vizekanzlerposten, hohe Umfragewerte - und ließ sich dementsprechend beim alljährlichen politischen Aschermittwoch in Ried im Innkreis von ihren Anhängern feiern, ist das Bild heute ein anderes. Wo noch vor einem Jahr „HC, HC!“ gejubelt wurde, will keiner mehr den Namen des Ex-Parteichefs, gefallen wegen des Ibiza-Videos, über die Lippen bringen. Da setzt man lieber schnell das Bierglas an.

Sehr wohl spricht man aber darüber, dass die FPÖ tief gefallen ist, wenn man auch die Schuld in der Fixierung auf die Person Strache ortet, Ibiza- und Spesenaffäre, Postenschachervorwürfe ihm in die Schuhe schiebt. In Ried gibt man sich am Aschermittwoch sensibel, schwört die Anhängerschaft auf weiterhin schwere Zeiten ein. Vizeparteichef Manfred Haimbuchner stellt dafür in Aussicht, dass Freiheitliche irgendwann aber „nicht mit eingezogenem Kopf, sondern mit erhobenem Haupt durch die Straßen gehen“.

Einen kümmert das wenig: Heinz-Christian Strache. Er steht längst wieder auf den politischen Bühnen, vor den Mikrofonen und den Kameras, all das erhobenen Hauptes. Ibiza, scheint er zu denken: Schnee von gestern! In puncto Vergangenheitsbewältigung ist ihm seine alte Partei ein Stück weit voraus. Vielleicht hat sie vom Historikerbericht gelernt.

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