40 Länder betroffen

Coronavirus: China rechnet mit Kontrolle der Lage „Ende April"

Arbeiter mit Desinfektionsgeräten in einem Bahnhof in Shanghai.
Arbeiter mit Desinfektionsgeräten in einem Bahnhof in Shanghai.REUTERS
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Mehr als 40 Länder sind mittlerweile von der Lungenkrankheit betroffen. Südkorea ist das Land mit den meisten Infektionen nach China. Saudi-Arabien schließt die Grenzen für Pilgerreisen.

Die Epidemie mit dem neuartigen Coronavirus in China wird nach Darstellung des Chefs der Expertenkommission der chinesischen Regierung, Zhong Nanshan, noch länger andauern. "Wir sind zuversichtlich, dass es Ende April im Wesentlichen unter Kontrolle sein wird", sagte der Professor am Donnerstag in der südchinesischen Stadt Guangzhou.

Mit Blick auf den Ausbruch der Lungenkrankheit in anderen Ländern überraschte Zhong Nanshan mit der These, dass die ersten Infektionen zwar in China berichtet worden seien, aber der Ursprung des Sars-CoV-2 nicht unbedingt in China gewesen sein müsse. Beweise dafür legte der Experte aber nicht vor.

Weitere 29 Menschen gestorben

Die Zahl der Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus ist in China derweil erneut um 433 gestiegen. Weitere 29 Menschen starben an der Lungenkrankheit, wie die Gesundheitskommission am Donnerstag in Peking berichtete. Damit sind bereits 2.744 Tote in Festlandchina zu beklagen. Die Zahl der offiziell nachgewiesenen Ansteckungen kletterte weiter auf 78.497.

Die meisten neuen Infektionen und Todesfälle wurden wieder aus der schwer betroffenen Provinz Hubei gemeldet. In der Krisenregion in Zentralchina wurden allein 409 neue Fälle und 26 Tote gezählt.

Mehr als 40 Länder betroffen

Seit einer neuerlichen Änderung der Zählweise vergangene Woche hat sich der täglich berichtete Anstieg der neuen Infektionen mit dem Sars-CoV-2 genannten Virus und der Todesfälle in der offiziellen Statistik Chinas deutlich reduziert. Auch werden weniger Fälle außerhalb der Provinz Hubei gemeldet. Beides wird von amtlichen Stellen gerne zitiert, wenn dazu aufgerufen wird, an anderen Orten des Landes zur Normalität zurückzukehren und die Produktion wieder aufzunehmen. Experten gehen aber von einer hohen Dunkelziffer aus.

Außerhalb von Festlandchina wurden inzwischen aus mehr als 40 Ländern und Regionen mehr als 3.300 Infektionen - darunter zwei in Österreich - und mehr als 50 Tote gemeldet, wie aus einer Aufstellung des chinesischen Internetunternehmens Tencent hervorging.

Südkorea größter Krisenherd nach China

Dabei ist Südkorea das Land mit den meisten Infizierten außerhalb Chinas. Das Land hat seine Alarmstufe wegen des Coronavirus mittlerweile auf den höchsten Grad gesetzt.

Die Gesundheitsbehörden des ostasiatischen Landes meldeten am Donnerstag 334 neue Fälle. Die Zahl der Menschen, die sich nachweislich mit dem neuartigen Coronavirus angesteckt haben, kletterte damit auf 1.595. Die Zahl der Todesopfer in Südkorea durch das Coronavirus liegt nach jüngsten Angaben des Bürgermeisters von Daegu bei 13. Die Mehrzahl der neuen Fälle konzentriert sich weiter auf die südöstliche Millionen-Stadt und die umliegende Region.

Sektenanhänger am meisten betroffen

Allein 307 Neu-Infizierungen wurden in Daegu erfasst, wo es die größte Anhäufung von Fällen unter Anhängern der christlichen Sekte Shincheonji-Kirche Jesu gibt. Mehr als die Hälfte aller Fälle im Land entfällt auf Mitglieder der Organisation. Die Behörden untersuchen, ob die Infektionen unter den Anhängern möglicherweise von einem sogenannten Superverbreiter ausgingen. Die Regierung verfolgt Pläne, die geschätzten mehr als 200.000 Mitglieder der Sekte im Land auf das Virus testen zu lassen.

In Südkorea sind rund 28.500 US-Soldaten stationiert, die das Land gegen das mit Atomwaffen ausgerüstete Nordkorea schützen sollen. Am Mittwoch war erstmals ein Fall der Ansteckung mit dem Coronavirus unter den US-Soldaten in Südkorea gemeldet worden. Der 23-jährige Soldat wurde in seiner Wohnung außerhalb der Basis Camp Carroll unter Quarantäne gestellt.

Militärübung verschoben

Auch auch diesem Grund setzen die USA und Südkorea geplante gemeinsame Militärübungen aus. Das für das Frühjahr geplante gemeinsame Training von Kommandozentralen werde verschoben, teilten die Streitkräfte der Verbündeten Südkorea und USA am Donnerstag mit.

Ob und wie viele Infizierte es im direkt an China grenzenden Nordkorea gibt, ist offenbar nicht bekannt. In der Statistik der Weltgesundheitsorganisation (WHO) scheint das stark abgeschottete Land bisher nicht auf.

Trump sieht „sehr geringes Risiko“ für USA

Nach Warnungen der US-Gesundheitsbehörde CDC vor einer Ausbreitung des neuartigen Coronavirus auch in den USA hat Präsident Donald Trump vor einer Panik gewarnt. Das Risiko für Amerikaner sei weiterhin "sehr gering", betonte Trump bei einer Pressekonferenz am Mittwochabend (Ortszeit) im Weißen Haus. Er denke nicht, dass eine Ausbreitung in den USA unvermeidlich sei.

Der Präsident betonte zugleich: "Was immer auch passiert, wir sind vollständig vorbereitet." Trump kündigte an, Vizepräsident Mike Pence werde in der US-Regierung den Kampf gegen das Virus leiten.

Trump schloss weitere Reiseeinschränkungen wegen des Virus nicht aus. Derzeit dürfen ausländische Personen, die in den vergangenen 14 Tagen in China waren, nicht in die USA einreisen. Trump sagte, solche Einschränkungen könnten auch gegen Reisende, die aus anderen Ländern kommen, verhängt werden. Man hoffe aber stattdessen, die Restriktionen gegen China baldmöglichst aufheben zu können.

Neue Fälle erwartet

US-Gesundheitsminister Alex Azar sagte, bisher gebe es 15 Fälle in den USA, bei denen der Erreger Sars-CoV-2 nachgewiesen worden sei. Hinzu kämen 45 Fälle von Amerikanern, die aus China oder Japan ausgeflogen worden seien. "Unsere Eindämmungsstrategie hat funktioniert." Trump sagte, die meisten der 15 Betroffenen, die in den USA diagnostiziert worden seien, seien auf dem Weg der Besserung.

CDC-Vizedirektorin Anne Schuchat sagte bei der Pressekonferenz allerdings, man erwarte weitere Fälle. "Die Entwicklung dessen, was wir in den kommenden Wochen und Monaten sehen werden, ist sehr ungewiss." Der Direktor des Nationalen Instituts für Infektionskrankheiten, Anthony Fauci, sagte, bis ein Impfstoff gegen das Virus einsetzbar sei, könnten ein bis eineinhalb Jahre vergehen.

2,3 Milliarden Euro im Kampf gegen das Virus

Die Leiterin der CDC-Abteilung für Immunisierung und Atemwegserkrankungen, Nancy Messonnier, hatte am Dienstag gesagt, es sei weniger eine Frage, ob sich das Virus in den USA ausbreiten würde, sondern vielmehr, wann das geschehen werde.

Das Weiße Haus will 2,5 Milliarden Dollar (2,3 Milliarden Euro) für den Kampf gegen das Virus bereitstellen. Trump signalisierte Bereitschaft, falls nötig auch mehr Geld einzusetzen, wie es die oppositionellen Demokraten fordern.

Saudi-Arabien schließt Grenze für Pilgerreisen

Saudi-Arabien hat aus Sorge vor einer Verbreitung des Coronavirus seine Grenzen für Pilgerreisen von Ausländern in die beiden Städte Mekka und Medina geschlossen. Dabei handle es sich um eine vorübergehende Präventionsmaßnahme, teilte das Außenministerium in Riad mit, wie die staatliche saudische Nachrichtenagentur SPA am späten Mittwochabend meldete.

Vorerst ausgesetzt würden auch Einreisen mit Touristen-Visa aus Ländern, in denen die Verbreitung des Virus einen Gefahr darstelle. Für welche Länder genau diese Regelung gilt, wurde zunächst nicht mitgeteilt. Damit solle verhindert werden, dass das Coronavirus Saudi-Arabien erreiche, hieß es weiter. Das Königreich hat bisher noch keine Fall des neuartigen Virus Sars-CoV-2 gemeldet.

Allerdings sind in den Nachbarländern und der Region zahlreiche Infizierungen aufgetreten. Im Iran stieg die Zahl der Covid-19-Toten auf 19. Nach Angaben der Regierung in Teheran wurde das Virus bei insgesamt 135 Menschen aus verschiedenen Teilen des Landes bestätigt.

Auch Golfstaaten meldeten Virus-Fälle

Auch die Golfstaaten Kuwait, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) sowie der Irak meldeten mehrere Coronavirus-Fälle. Aus diesen Ländern reisen muslimische Gläubige nach Mekka und Medina, die im Islam als die beiden heiligsten Stätten gelten.

Zur alljährlichen Großen Wallfahrt Hajj kommen mehr als 1,8 Millionen Menschen aus dem Ausland nach Saudi-Arabien, wo sie mehrere Tage auf engem Raum den Pilgerritualen folgen. Die diesjährige Hajj beginnt Ende Juli. Außerhalb dieser Zeit reisen Gläubige auch zur Umrah, zur sogenannten Kleinen Wallfahrt, nach Mekka. In Medina steht die Prophetenmoschee mit dem Grab des Propheten Mohammed.

(APA)

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