Mikrokosmos

Plastikmüll: Aufgewertet statt nur verwertet

Eine junge Gestaltergeneration bastelt fleißig – an Maschinen und Communitys für das Recyceln von Plastikmüll. Und dabei entsteht noch etwas: ein völlig neues Bild von Kunststoff und was man daraus machen könnte.

Den Planeten zumüllen, das kann man auch ganz individuell erledigen. Sogar ohne dass es die anderen merken. Den Planeten neu gestalten, das funktioniert manchmal besser, wenn man es als kollektive Aufgabe anlegt. Plastik hat die Gestaltungswelt revolutioniert, auch weil es als Material so günstig ist. Doch als umso ungünstiger hat es sich erwiesen für eine Welt, die man länger nutzen will als einen Strohhalm oder ein Spielzeugauto.

Auch wenn jeder für sich daran arbeiten kann – einkaufen ohne Plastiksackerl, Kaffeetrinken mit Porzellan im Sitzen statt mit Plastik im Gehen usw. – zusammen fühlt man sich weniger allein beim Retten der Welt. Vor allem, wenn das Problem allzu „groß“ wirkt und die eigenen Optionen allzu „klein“. Einige Gestalter und Menschen mit Willen zur Mitgestaltung versuchen deshalb, eine grundlegende Beziehung völlig neu aufzusetzen: Jene, die sie zum Plastik pflegen. In Mikrowerkstätten und -universen transformieren sie Kunststoffe aller Art: von ewigem Müll in eine Materialressource, die sich immer wieder zu neuen Ideen formen kann. Und plötzlich wertvoller scheint, als sie zuvor jemals wirkte.

Umgewandelt wird dabei nicht nur eine Ressource, sondern das traditionelle Bild eines Materials. „Billig“ und „böse“ klebt an Kunststoffen fast so hartnäckig wie die Etiketten an manchen Seifenverpackungen. Viele davon stapeln sich in einer Werkstatt im Wiener WUK. Dort kommen nicht nur allerhand Plastikteile zusammen, sondern auch regelmäßig die Mitglieder des Vereins Precious Plastic Vienna. Und viele Zusammenkünfte beginnen mit einträchtigem Kletzeln. Denn bevor Plastikmüll wieder Plastik mit neuen Aufgaben wird, stehen ein paar unromantischere Vorgänge an. Das Material erst einmal sauber zu machen gehört auch dazu. Genauso wie sortieren: „Nach Kunststoffsorte und Farbe“, erklärt Raphael Volkmer, eines der Gründungsmitglieder des Vereins. Er ist Designer und studiert an der Angewandten in Wien Social Design, dabei lernt man auch, wie man sich etwas größeren gesellschaftlichen Aufgaben im Maßstab von Mikroinitiativen stellt.

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