Food-Trends

Sind pflanzliche Alternativen besser als Kuhmilch?

Cappuccino mit Sojamilch in einem Berliner Café
Cappuccino mit Sojamilch in einem Berliner Café(c) Getty Images (Steffi Loos)
  • Drucken

Ein weiter Transportweg für Cashewmilch, viel Wasserverbrauch für Mandelmilch, verloren gegangene Nährstoffe bei Sojamilch. Auch bei alternativen Milchprodukten gibt es einige Dinge zu beachten.

Hafer, Dinkel, Soja, Kokos, Reis, Hanf oder Mandel? Wer heutzutage auf Kuhmilch verzichten möchte, hat die Qual der Wahl, denn pflanzliche Alternativen zur Kuhmilch liegen im Trend. Sei es wegen einer laktosefreien Ernährung, der Lust auf Abwechslung, eines veganen Lebensstils oder des Klimaschutzes - immer mehr Menschen greifen zur pflanzlichen Alternative.

Doch einige Faktoren bei der Produktion können auch hier für die Umwelt problematisch sein. Und bieten durchaus Stoff für Mythen, die rund um das Thema schwirren. Wird für Reismilch wirklich so viel Wasser benötigt und zerstört Sojamilch tatsächlich den Regenwald? Worauf kommt es noch an? Und welches Produkt ist der Gewinner in Sachen Gesundheit und Nachhaltigkeit? „Die Presse“ hat nachgefragt.

Inhaltsstoffe

Zuallererst dürfe man nicht von „Milch“ sprechen, klärt Ernährungswissenschaftler Jürgen König von der Uni Wien auf. Dies sei laut gesetzlicher Regelung der Kuhmilch beziehungsweise der Milch von anderen Säugetieren vorbehalten. Unternehmen behelfen sich mit dem Begriff „Drink“, wobei dieser noch nicht wirklich in den alltäglichen Sprachgebrauch gefunden hat. Was den Nährstoffgehalt der Ersatzprodukte angeht, liegt der Sojadrink in den meisten Untersuchungen und Analysen ob seines Proteingehalts vorne. Auch der Hanfdrink ist diesbezüglich auf dem Vormarsch, stecken doch Hanfsamen ebenso voller Proteine und gesunder Fette. Ein beliebter Kritikpunkt lautet, dass Nähr- und Ballaststoffe bei der Produktion verloren gingen. Entgegenhalten könnte man, dass auch Milch pasteurisiert und hocherhitzt wird. Und, dass sich die pflanzlichen Produkte auch ganz einfach selber machen ließen.

Für König unterscheiden sich die Nährstoffgehalte der einzelnen Produkte nicht dramatisch. Die meisten wiesen einen niedrigeren Fettgehalt auf als herkömmliche Kuhmilch. Und insbesondere fehle ihnen das Calcium, betont er, das der wichtigste Nährstoff aus der Kuhmilch sei. Manche Produkte werden deshalb mit Calcium angereichert - und mit einer Reihe von anderen Zutaten, die das Produkt stabilisieren und im Nährstoffgehalt an die Milch angleichen sollen. Stabilisatoren wie Gellan oder Johannisbrotkernmehl, Emulgatoren wie Lecithin, Säureregulatoren und häufig künstlich zugesetzte Vitamine. „Das schränkt jetzt nicht zwangsläufig den gesundheitlichen Wert ein, nur sollte den Konsumenten eben bewusst sein, dass für die Herstellung des jeweiligen Produktes Dinge verwendet werden, die man vielleicht nicht erwartet“, meint der Experte. Ein Blick auf die Zutatenliste sei hilfreich.

Ökobilanz

Laut einer Studie der Oxford Universität produziert ein Glas Kuhmilch fast dreimal so viele Treibhausgase wie jede pflanzliche Alternative, doch auch hier ist ein kritischer Blick gefragt. Denn einige Rohstoffe gehen mit einem großen Wasserverbrauch, Treibhausgasemissionen und prekären Arbeitsbedingungen einher. Reis benötigt tatsächlich viel Wasser, ebenso Mandeln, und Kokosnüsse wachsen nur im tropischen Klima.

So sollte nicht nur auf die Zutatenliste, sondern auch auf die Herkunft der Grundlage geachtet werden, aus der die pflanzliche Milchalternative hergestellt wird. Gerade bei Soja gilt es zu hinterfragen, ob es regional und biologisch angebaut wurde. Allerdings haben mehrere Studien gezeigt, etwa die der Verbraucherzentrale Hamburg, dass der Großteil der verwendeten Sojabohnen für Sojadrinks aus Europa stammt.

Fazit und Gewinner

Vor dem Hintergrund der angesprochenen Kriterien gilt der Haferdrink weitläufig als Gewinner in Sachen gesunde und umweltfreundliche Milchalternativen. Er stammt meistens aus heimischem Anbau, benötigt keinen übermäßigen Ressourceneinsatz und erfordert als widerstandsfähiges Getreide wenig Pestizide. Er hat demnach eine ziemlich positive Umweltbilanz.

Müsste Jürgen König seinen Favoriten wählen, würde auch er sich für Hafermilch entscheiden. Allerdings sei ihm der Hafer als ganzes Korn lieber, etwa in Form von Haferflocken: „da habe ich nämlich den vollen Gehalt an Ballaststoffen“. Jedenfalls würde er echte Milch den pflanzlichen Alternativen vorziehen. Denn letztlich sei es Geschmackssache und eine Frage von individuellen Bedürfnissen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.