Lehrerbewertungs-App

Lehrer gründet Selbsthilfegruppe gegen Bewertungs-App "Lernsieg"

APA/HERBERT NEUBAUER
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„Die App mit gefakten Bewertungen überflüssig machen“, hat sich ein Lehrer gedacht und eine Facebook-Gruppe für Lehrer gegründet, um sich gegenseitig auf der umstrittenen Bewertungs-App zu pushen. Die Idee hat aber einen Haken.

Die Bewertungs-App "Lernsieg“ ist wieder online und genau so umstritten wie zum Start im November des Vorjahres. Auch trotz Prüfung durch die Datenschutzbehörde und das Bildungsministerium sehen die Lehrer sich am digitalen Pranger. „Schulbildung ist keine Pizzabestellung“, schreibt Paul Kimberger, Vorsitzender der ARGE Lehrer/innen bei der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD) auf seiner Facebook-Seite. Der GÖD lässt nun die Anwälte die Sachlage und eine mögliche Klage prüfen. Indes wurde auf Facebook eine „Selbsthilfegruppe“ eingerichtet, bei der sich Lehrer mit schlechten Bewertungen gegenseitig „mit so vielen 5-Sterne-Posts pushen, bis die Gesamtbewertung wieder "stimmt“.

Die Idee hat aber einen Haken, denn die angedachte Manipulation der Bewertungen im großen Stil ist nicht möglich. "Schülerinnen und Schüler können immer nur Lehrerinnen und Lehrer an einer einzigen Schule bewerten, gleiches gilt selbstverständlich auch für Erwachsene, die das Lernsieg-Angebot für Selbstbewertungen missbrauchen wollen. Ein Missbrauch in dem geplanten großen Stil ist daher ausgeschlossen“, erklärt Carmen Schnedl vom Lernsieg-Team.

Schnedl kontaktierte bereits die Lehrergewerkschaft und bat um Stellungnahme, ob man derartige Konzepte gutheiße und ob man glaube, damit der Vorbildrolle für Jugendliche im Sinne eines konstruktiven Umgangs mit der digitalen Welt gerecht zu werden. "Schließlich wird auf diese Weise versucht, die Meinung von Schülerinnen und Schülern zu sabotieren", sagte sie.

Indes versuchen die Verantwortlichen von „Lernsieg“, den Lehrergewerkschafter Paul Kimberger ins Boot zu holen, um ihn und mögliche Bedenken bei der Weiterentwicklung der App einbinden zu können. Kimberger ließ erst kürzlich mit der Forderung aufhorchen, mitunter eine Gewinnbeteiligung gerichtlich zu erzwingen. Zumal die Betreiber an „Lernsieg“ langfristig verdienen möchten.  Da immerhin Lehrerdaten der Grundpfeiler des Geschäftsmodells seien, müsse man klären, ob den Lehrern nicht ein Teil vom derzeit noch fiktiven Kuchen zusteht, erklärt Kimberger.

Weniger auf Konsens bedacht ist hingegen der Gründer der Facebook-Gruppe: „Darum gleich jetzt die App mit gefakten Bewertungen überflüssig machen“, schreibt er. Denn die Ankündigung über kurz oder lang mit der App Geld zu verdienen, könne nur über den Verkauf von Daten ermöglicht werden, argumentiert der vermeintliche Lehrer.

Durchschnittlich hohe Bewertungen für Lehrer

Ein Blick in die App zeigt ein ganz anderes Bild. In den sieben am besten bewerteten Schulen bekommen überdurchschnittlich viele Lehrer sehr positive Bewertungen. Ausreißer nach unten (weniger als zwei Sterne) sind selten. Und in vielen Fällen wird dann nicht vorhandene Durchsetzungsfähigkeit und Unpünktlichkeit angekreidet sowie auch mangelnder Respekt und Vorbereitung schlechter bewertet.

Die App ist erst seit wenigen Tagen wieder online und vornehmlich werden die Schulen (aufgrund verschiedener Kategorien) bewertet, weniger die Lehrer.

>>> Selbsthilfegruppe auf Facebook

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