Versicherungen

Ruf nach halbierter Steuer

Verbandspräsident Kurt Svoboda.
Verbandspräsident Kurt Svoboda.(c) GEPA pictures
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Die Branche will, dass die Versicherungssteuer in der Lebensversicherung sinkt.

Wien. Die Lebensversicherung ist hierzulande zwar kein Auslaufmodell. Die niedrigen Zinsen führten im vergangenen Jahr allerdings dazu, dass die Sparte österreichweit ein Prämienminus von 2,2 Prozent in Kauf nehmen musste. Auch im heurigen Jahr erwartet der Versicherungsverband (VVO) in diesem Segment rückläufige Prämieneinnahmen, wie er am Donnerstag vor Journalisten mitteilte. Doch sind „Versicherungen das Vorsorgeinstrument zur staatlichen Pension“, so Verbandspräsident Kurt Svoboda, der auch Finanzvorstand der Uniqa ist.

Ein heute 50-Jähriger würde mit dem Antreten seines Ruhestandes im Schnitt eine 60-prozentige Pensionslücke vorfinden. Auch zwischen Männern und Frauen gäbe es eine Ungleichheit in der Alterspension. „Da werden viele noch ein Problem bekommen“, sagt Svoboda. Der Staat könne dieses Problem aber nicht allein lösen. Die Eigenvorsorge sei unverzichtbar, auch weil die Menschen immer älter werden und länger gesund leben.

Seinen Appell verknüpfte Svoboda gleich mit Forderungen an die neue Regierung. So setzt sich der Versicherungsverband für die Senkung der Versicherungssteuer in der Lebensversicherung von derzeit vier auf zwei Prozent ein. „Das wird dem Budget wehtun, aber dieses wird ohnehin neu definiert“, so Svoboda. Eine derart hohe Versicherungssteuer sei gerechtfertigt gewesen, als die Zinsen noch hoch waren. Doch sind diese Zeiten vorbei, „und somit ist auch die Versicherungssteuer zu hoch“. Eine Reform der prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge, des einzigen geförderten Vorsorgeprodukts, hält er ebenfalls für sinnvoll. „Ob der Aktienanteil noch adäquat ist, sei dahingestellt.“

Steuerfreiheit für Lebensversicherungen mit ökologischer und ethischer Veranlagung kann er sich ebenso vorstellen. Allerdings wäre hier eine Branchenlösung für nachhaltige Investments sinnvoll. Eine Möglichkeit sehe man etwa in der Etablierung einer Prüfstelle, die sich des Themas annimmt.

Weniger Regulierung

Zudem plädiert der VVO für die elektronische Kommunikation zwischen Versicherungen und Kunden als Standardmodell. „Wenn der Kunde künftig Papier bekommen möchte, bekommt er es.“ Dafür wären allerdings Anpassungen im Versicherungsgesetz nötig. Ein geringeres Ausmaß an Regulierung käme den Unternehmen dabei zupass. Berechnungen des VVO zufolge entfallen allein 17 Prozent der Betriebsaufwendungen in der Branche auf Regulierungskosten. Zwar gebe Brüssel die Richtlinien vor, so Svoboda, doch die Umsetzung obliege zu einem Gutteil der nationalen Aufsichtsbehörde.

Unterm Strich hat die heimische Versicherungswirtschaft im Vorjahr um 2,1 Prozent mehr Prämien eingenommen. Für heuer wird ein Plus von 1,9 Prozent erwartet. Zuwächse soll es in den Sparten Schaden/Unfall und Krankenversicherung geben. Die Prämieneinnahmen machten im Vorjahr 17,7 Mrd. Euro aus. Die von österreichischen Assekuranzen im Osten erzielten Prämien beliefen sich auf 5,5 Mrd. Euro. (nst)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.02.2020)

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