Bergführer

Gipfelsturm mit Bedacht

Der Bergführer versteht sich als Partner am Berg, der sein Know-how weitergibt.
Der Bergführer versteht sich als Partner am Berg, der sein Know-how weitergibt.(c) Verband d. Österr. Berg- und Skiführer
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Die Ausbildung zum staatlich geprüften Berg- und Skiführer setzt Know-how und Erfahrung im Gelände voraus. Dafür winkt ein Arbeitsplatz inmitten imposanter Natur.

Die Kunst beim Bergsteigen ist, die Grenze zwischen Feigheit und Wahnsinn zu erkennen.“ Die Worte von Reinhold Messner weisen darauf hin, was einen Bergführer auszeichnen muss: Wissen, Können und Risikomanagement. Bergführer, die weltweit im Einsatz sind, müssen mehr sein als ortskundige Alpinisten. „Der Bergführer ist die höchste alpine Instanz im Land“, sagt Walter Zörer, Vorsitzender des Verbands der Österreichischen Berg- und Skiführer. „Sicherheit und Verantwortung sind ein zentrales Thema. Es geht darum, Gäste im Gebirge im Sommer und Winter zuverlässig zu führen“, betont Peter Moser von der Bundessportakademie Innsbruck. Diese führt die staatlich anerkannte, modulare Ausbildung mit dem Verband der Österreichischen Berg- und Skiführer durch.

Vorkenntnisse erforderlich

Tourenski, Steigeisen und Seil sollten für Interessierte keine Fremdwörter sein. Voraussetzung ist eine Eignungsprüfung an der Bundessportakademie Innsbruck. Im Winter findet sie im Bereich Skifahren sowie im Eis statt. Wer bestanden hat, kann im Sommer im Felsbereich antreten. Zudem muss ein Tourenbericht eingereicht werden, der die bisherige Bergsteigerkarriere zeigt. „In Nordamerika startet die Ausbildung ohne großes Vorwissen, dauert aber deutlich länger. Wir verlangen ein höheres Niveau, die Ausbildung ist dafür auf etwa 90 Tage innerhalb von dreieinhalb Jahren begrenzt“, sagt Moser. Als herausfordernd empfinden viele den Eignungstest im Skifahren. „Die Kandidaten müssen in der Lage sein, eine Gruppe skitechnisch zu führen“, sagt Moser. Im Jänner traten 112 Aspiranten an, die Hälfte ist noch im Rennen. Um technische und konditionelle Anforderungen im Vorfeld aufzuzeigen, gibt es Vorbereitungskurse.

Die Ausbildung beinhaltet Skitechnik, Hochtouren, Sport- und Eisfallklettern, an Praxistagen sind die Aspiranten mit geprüften Bergführern und Gästen im Gelände unterwegs. „Sie lernen auch, was es braucht, um Menschen zu führen“, sagt Zörer, „gerade in einer Konfliktsituation oder in einer extremen Lage ist das von wesentlicher Bedeutung“. Theorieeinheiten thematisieren den Umgang mit Haken und Seil, Bewegungslehre, rechtliche Grundlagen und das Verhalten bei Unfällen. Auch der Klimawandel hat die Anforderungen verändert: „Alpine Gefahren haben sich verschärft, die Gletscher gehen zurück, das Steinschlagrisiko hat zugenommen“, berichtet Moser.

Demut vor dem Berg fehlt

Nicht nur die Natur, auch Gäste fordern die 1500 österreichischen Berg- und Skiführer mitunter heraus. „Kunden haben heute weniger Demut gegenüber der Bergwelt. Oft stehen Prestigetouren auf der Wunschliste, für die die Erfahrung fehlt“, sagt Zörer. Kalkuliertes Risiko gehöre aber dazu: „Das ist das Salz in der Suppe, muss allerdings auf einem vernünftigen Level gemanagt werden.“ Vom klassischen Führen habe sich das Berufsbild entfernt, „der Bergführer ist ein Partner auf dem Berg, der sein Know-how weitergibt“, sagt Zörer. Frauen seien unterrepräsentiert. Ressentiments gäbe es keine, betonen Moser und Zörer, die sich einen höheren Frauenanteil unter den Auszubildenden wünschen.

Der Abschluss der Ausbildung erfolgt im hochalpinen französischen Chamonix. Je nach Landesgesetz muss dann bei der Bezirkshauptmannschaft um die Autorisierung zum staatlich geprüften Berg- und Skiführer angesucht werden. „Die Ausbildung war sehr fordernd, aber ein grandioses Erlebnis“, sagt Benjamin Stern, der sie gemeinsam mit seinem Bruder absolviert hat. „Motiviert, lernbereit, belastbar, gewissenhaft und empathisch“ sind für ihn die wichtigsten Eigenschaften.

Alternative ohne Absturzgefahr

Eine Alternative zum Bergführer ist der Bergwanderführer. Er bewegt sich ohne alpine Hilfsmittel wie Steigeisen, Seilsicherung und Pickel und dort, wo keine unmittelbare Absturzgefahr besteht. „Dazu gehören auch Schneeschuhwanderungen“, sagt Anton Brunnader, Obmann des Bergwanderführerverbands Steiermark. Bergwanderführer bieten ihre Leistungen häufig über Bergsportagenturen oder Hotels an. Für die Ausbildung muss ebenfalls ein Tourenbuch vorgelegt werden. Jedes Bundesland hat eigene Ausbildungsangebote. Sommer- und Winterkurs dauern rund 16 Tage. Gelehrt werden unter anderem Ausrüstungs-, Wetter- und Lawinenkunde, Tourenplanung, Erste Hilfe, Notfallmanagement und Sportbiologie. Auch die alpinen Vereine bieten Fortbildungen an, der Verband alpiner Vereine Österreichs die Ausbildung zum Wanderführer.

Wer sich weniger für Berge als für das Klettern interessiert, für den bietet etwa das Postgraduate Center der Uni Wien ab März einen Zertifikatskurs mit zehn ECTS-Punkten an. Das Zertifikat entspricht der im Rahmen der Sportkletterausbildung in Österreich vorgeschriebenen Grundstufe. Der Abschluss ist Voraussetzung zur Teilnahme an der staatlich anerkannten Ausbildung zum Instruktor für Sportklettern/Breitensport.

Web: www.bergwanderfuehrerverband-steiermark.at, www.bergfuehrer.at,www.bspa.at/innsbruck, www.vavoe.at, www.postgraduatecenter.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.02.2020)

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