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Instagram-Account zeigt sexuelle Belästigung im Internet auf

Caro und Kim wollen Bewusstsein für das Thema schaffen.
Caro und Kim wollen Bewusstsein für das Thema schaffen.TruDoku
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Die beiden Betreiberinnen sammeln und veröffentlichen anzügliche und übergriffige Nachrichten und veranschaulichen damit das Ausmaß von sexueller Belästigung im Internet.

Fotos von Genitalien, Aufforderungen zu sexuellen Handlungen und übergriffige Anspielungen. Sexuelle Belästigung im Internet hat viele Facetten und ist längst keine Seltenheit mehr. Unlängst zeigte ein Experiment des US-Unternehmens Bark, wie schnell Kinder und Jugendliche unangenehmen Situationen im Netz ausgesetzt sind und mit Cyber-Grooming in Berührung kommen. Wie viele junge Menschen, insbesondere Frauen, auch hierzulande mit sexueller Belästigung im Internet konfrontiert sind, dokumentieren die zwei Wienerinnen Caro und Kim auf ihrem Instagram-Account „Antiflirting2“. Wer sich durch die Postings klickt, versteht: Mit Flirten hat diese Form von Annäherung tatsächlich nichts mehr zu tun.

„Auch mal solche Nachrichten bekommen? Schickt uns Screenshots und wir posten anonym für euch“, wenden sich die beiden an ihre Follower und geben ihnen Raum für ihre Geschichten. Es ginge nicht darum, einzelne Personen an den Pranger zu stellen, sondern um das Ausmaß von sexueller Belästigung im Internet zu veranschaulichen und so ein Bewusstsein dafür zu bilden, erzählen sie gegenüber der „Presse“. Einen professionellen Hintergrund hätten sie zwar nicht, meinen sie, aber ein offenes Ohr. „Was den Betroffenen offensichtlich hilft, ist das Gefühl, nicht mehr alleine mit den Belästigungen zu sein. Sie bestärken sich oft gegenseitig in den Kommentaren.“ Ein wichtiger Teil ihrer Arbeit ist demnach die Community-Bildung. Es entstehe eine Gemeinschaft, Nutzer begreifen, dass sie sexuelle Belästigung nicht einfach so hinzunehmen brauchen und vor allem, dass sie nicht die einzigen sind.

Account gesperrt

Die Screenshots, die sie zugeschickt bekommen, stammen von diversen Plattformen, nicht nur von Dating Apps. Instagram, Whatsapp, Telegram. Sogar auf Ebay, Willhaben oder Quizduell werden persönliche Grenzen überschritten. Sie zeigen auch, wie die Absender reagieren, wenn sich die Betroffenen zur Wehr setzen und sie abweisen. Nämlich in der Regel mit Beleidigungen, Beschimpfungen und auch mit Drohungen.

Mittlerweile agieren Caro und Kim über ihren zweiten Account, der erste wurde von Instagram zwischenzeitlich gesperrt. Wegen des Verstoßes der Gemeinschaftsrichtlinien der Plattform, hieß es, genauer, der Darstellung von Nacktheit. „Das heißt, wir haben nicht grob genug zensiert“, erklären sie sich die Entscheidung von Instagram. Dies tun sie nun wieder seit vergangenem Monat und bekommen viel Zuspruch. Viele Frauen zeigen sich dankbar, einige hätten durch sie erst begriffen, von sexueller Belästigung betroffen zu sein.

Doch auch Kritik gibt es. „Oft wird uns 'Männerhass' unterstellt, da auf unserem Account hauptsächlich Nachrichten von Männern an Frauen zu sehen sind. Es ist nicht zu leugnen, dass Männer öfter Täter der sexuellen Belästigung werden, was aber nicht heißt, dass das Problem andersherum nicht besteht. Nur bekommen wir davon leider wenige Screenshots zugesendet.“ Auch ihnen würden sie gerne mit auf den Weg geben: „Ihr seid nicht alleine, ihr seid nicht schuld und ihr müsst euch nichts gefallen lassen! Vertraut euch jemandem an!"

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