Interview

Salzburger Festspiele: "Es gibt starke Anzeichen, dass Putin kommt"

SN/Robert Ratzer
  • Drucken

Helga Rabl-Stadler, seit 1995 Präsidentin der Salzburger Festspiele, im Gepräch über Plácido Domingo, über die von Gazprom unterstützte Aufführung von „Boris Godunow“ und Vergangenheit und Zukunft der Festspiele.

Frau Rabl-Stadler, beginnen wir mit dem Aktuellen. Die Grünen fordern, Plácido Domingo soll bei den Salzburger Festspielen 2020 nicht auftreten. Wie stehen Sie dazu?

Helga Rabl-Stadler:
Das ist für uns eine schwierige Situation, aber auch für mich persönlich. Als Frau nehme ich die #MeToo-Bewegung doppelt ernst. Ich kenne aber Plácido Domingo seit 30 Jahren. Er hat mich nicht nur durch seine künstlerische Leistung beeindruckt, sondern durch seine menschliche Qualität. Wir haben in Salzburg nicht die geringsten Hinweise auf ein sexuelles Fehlverhalten. Vor allem – und das ist ja der größte Vorwurf – gab es auf keinen Fall eine Verlinkung zwischen Sex und Machtausübung. Intendant Markus Hinterhäuser und ich waren uns einig: In dubio pro reo. Solange die Causa nicht bei Gericht sei, würden wir ihn nicht vorverurteilen. Wir sind jetzt dabei, zusätzliche Informationen einzuholen und zu prüfen, was sich durch seine Quasi-Entschuldigung am Dienstag geändert hat.

Wie geht es jetzt weiter?

Wir wollen uns das sehr gut anschauen. Unsere Vorstellung von Verdis „I vespri siciliani“ mit Plácido Domingo ist Ende August. Wir fällen keine vorschnellen Entscheidungen. Es würde Sinn machen, wenn die betroffenen Kulturinstitutionen miteinander reden. Ich brauche auf jeden Fall keine Zurufe aus der Politik, um zu wissen, was ich tun soll.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.