In seinem Aquarell vom Michaelerplatz (um 1910) ersetzte Adolf Hitler, der sich damals mit kleinen Malereien über Wasser hielt, den Namen eines jüdischen Geschäftsmanns durch „E. Ramsauer“. Unten: der 16-jährige Hitler, gezeichnet von einem Mitschüler namens Sturmlechner in der Realschule Steyr.
Ausstellung

Als Hitler noch vom Lottosieg träumte

Eine Schau in St. Pölten über die Jugendjahre von Adolf Hitler zeichnet das Bild eines großspurigen Jünglings, der mit Niederlagen nicht umgehen kann, während sich Rassenwahn und Nationalismus in der Gesellschaft breitmachen.

Im Dezember 1906 träumte der 17-jährige Adolf Hitler vom großen Geld. Für vier Kronen kaufte er ein Los für eine spektakulär angekündigte Ziehung der k. u. k. Staatslotterie, 200.000 Kronen lockten als Hauptgewinn. Wie sein damals bester und einziger Freund August Kubizek später festhalten sollte, erwartete Hitler „mit absoluter Selbstverständlichkeit den Haupttreffer“. Seinem Freund schwärmte er bereits von einer sorgenlosen Zukunft als Künstler vor. Eine Villa, die er in Linz bauen lassen wollte, hatte er schon entworfen: ein herrschaftliches zweistöckiges Anwesen mit Säulen und gebogenen Treppen. Dass es mit dem Lottogewinn nichts wurde, bekam ihm gar nicht. „Adolf kommt mit der Trefferliste. Er tobt“, schrieb Kubizek nieder.

Dessen Nachlass ist eine wichtige Quelle für eine neue Sonderausstellung im Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich. „Der junge Hitler. Prägende Jahre eines Diktators“ umspannt die Jahre 1889 bis 1914, also die ersten 24 Lebensjahre, die Hitler in Österreich verbrachte. Christian Rapp und Hannes Leidinger, die die Schau mit zwei weiteren Kuratoren gestaltet haben, erforschten, wie sich Hitlers Weltbild und Charakter in jungen Jahren geformt haben. In ihrem Buch „Hitler – Prägende Jahre“, das gerade im Residenz-Verlag erschienen ist, zeichnen sie den späteren Diktator als trotzigen, großspurigen Jüngling, der für die politischen und kulturellen Strömungen seiner Zeit empfänglich war. In der Ausstellung heben sie diese noch deutlicher hervor. „Nein, wir können damit nicht Auschwitz erklären“, betont Leidinger. Aber die Ausstellung soll helfen, Narrative zu erkennen.

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