Skandal

Fan-Eklat verdirbt Bayerns Festival

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Weil Bayerns „Ultras“ Hoffenheim-Mäzen Hopp übel beleidigen, wird das Spiel beim Stand von 6:0 unterbrochen. Nach 20 Minuten Pause kommen die Mannschaften zurück - und lassen aus Protest gegen dieses Fehlverhalten die Spielzeit einfach ablaufen.

Sinsheim. Nach wiederholt massiven Beleidigungen gegen Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp ist der 6:0-Kantersieg des FC Bayern in Sinsheim zur Nebensache geworden. Die Partie wurde am Samstagnachmittag zweimal unterbrochen, die Mannschaften setzten am Ende ein Zeichen. Beide Mannschaften ließen die Uhr fast eine Viertelstunde lang nur noch herunterlaufen, schupften sich den Ball zu und dehnten aus.

Als der Schiedsrichter ein denkwürdiges und schlussendlich skurriles Spiel in der 90. Minute bei strömendem Regen abpfiff, solidarisierten sich die Profis beider Teams mit Hopp. Die Bayern- und Hoffenheim-Spieler absolvierten nach Schlusspfiff eine Stadionrunde mit dem sichtlich bewegten 79-Jährigen. Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hatte sich zuvor demonstrativ neben Hopp gezeigt.

Das Zeichen der Spieler

"So wie die Spieler das gemacht haben, das ist ein absolutes Zeichen", sagte Rummenigge danach. "Ich schäme mich zutiefst für diese Chaoten. Spätestens heute ist der Moment gekommen, wo die gesamte Bundesliga gegen diese Chaoten vorgehen muss. Wir müssen alle zusammenstehen. Wir haben viel zu lange die Augen zugemacht, was in den Kurven passiert. Das ist das hässliche Gesicht des Fußballs." Die Täter "haben den FC Bayern diskreditiert", betonte Rummenigge. Sie hätten "in einem Fußballstadion nichts mehr verloren".

Referee Christian Dingert hatte die Partie zuvor wegen entsprechender Plakate im Block der Bayern-Anhänger zweimal unterbrochen. Die zweite Pause dauerte rund 15 Minuten, ehe die Teams nur noch symbolisch auf den Rasen zurückkehrten. Die Bayern-Profis, wie David Alaba, Trainer Hansi Flick und Sportdirektor Hasan Salihamidzic hatten vor der Kurve wild gestikulierend auf die Fans eingeredet. Flick, der Hopp schon lange kennt, verwies später auf das soziale Engagement des Milliardärs, der zum Beispiel in die Krebsforschung investiert. "Jeder von diesen Chaoten hat wahrscheinlich jemanden in der Familie, der von Dietmar Hopp schon einmal profitiert hat."

Schähungen seit vielen Jahren

Die Bayern waren nach eigenen Angaben vorgewarnt worden, dass so etwas passieren könnte. Schon Hoffenheims 1:1 in Mönchengladbach war vergangene Woche unterbrochen worden, als Hopps Konterfei von Fans der Gastgeber in einem Fadenkreuz gezeigt wurde. Wegen eines ähnlichen Vorfalls wurde am Samstag auch die Partie Dortmund gegen Freiburg kurzzeitig unterbrochen. Die verschiedenen Fangruppen spielten damit auf ein Urteil des DFB-Sportgerichts an. Dieses hatte wegen Beleidigungen von Hopp geurteilt, dass Dortmund zu den kommenden beiden Spielen in Hoffenheim ohne Fans anreisen muss.

Die seit Jahren anhaltenden Schmähungen gegen den Mäzen aus verschiedenen Fangruppen gehen auf deren Ablehnung gegen das Geschäftsmodell bei 1899 Hoffenheim zurück. Der in der Gegend aufgewachsene Hopp ist bei seinem Heimatverein Mehrheitseigentümer und ermöglichte ihm einen unvergleichlichen Aufstieg in die Bundesliga. Der Milliardär muss bei gegnerischen Anhängern deshalb als Paradefigur des Fußball-Kapitalismus herhalten. DFL-Geschäftsführer Christian Seifert sagte am Samstag: "Wir haben diesbezüglich heute einen traurigen Höhepunkt erlebt. Dafür gibt es keine Entschuldigung."

Die ersten 75 Minuten der Partie waren zuvor eine Demonstration der Stärke der Münchner, die auch ohne ihren verletzten Torjäger Robert Lewandowski den höchsten Saisonsieg einfuhren und ihre Führung in der Tabelle festigten. Serge Gnabry nach nur zwei Minuten und Joshua Kimmich (7.) schockten die mit Christoph Baumgartner und Florian Grillitsch eingelaufenen Hoffenheimer. Der 18-jährige Joshua Zirkzee, der Ersatz für Lewandowski, legte nach (15.). Philippe Coutinho traf noch vor der Pause zum 4:0 (33.). Coutinho (47.) und Leon Goretzka (62.) sorgten für den Endstand - bevor der Fußball zur Nebensache wurde.

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