Kritik

"Urfaust": In diesem Keller wird Gretchen nicht gerettet

Die Volkstheater-Filiale Volx zeigt eine Mixtur aus Goethes „Urfaust“ und einem Elfriede-Jelinek-Text.

„Die Hütte wird durch dich ein Himmelreich“, sagt Faust – und holt Gretchen aus ihrem engen Zimmer in seine Welt; das Ende ist bekannt: Sie landet im Kerker. „Im tiefen Keller sitzt ihr hier, Mädels“, sagt einer der patriarchalischen Geister in „FaustIn and out“ von Elfriede Jelinek: Sie hat dieses Stück über den realen „Fall Josef F.“ – ein Amstettner hielt seine Tochter 24 Jahre im Keller gefangen und zeugte mit ihr sieben Kinder – dezidiert als „Sekundärdrama“ zu „Faust“ verfasst und vorgeschrieben, dass es nur in Zusammenhang mit diesem, besser noch mit dem „Urfaust“, gezeigt werden darf.

Im Volx, der Dependance des Volkstheaters, die man auch ohne böse Anspielung ein Kellertheater nennen darf, hat Bérénice Hebenstreit die beiden Stücke miteinander und ineinander inszeniert, der gräuliche Keller ist zugleich Gretchens Zimmer und dann auch ihr Kerker. Auf einer Empore sitzt Günter Franzmeier wie in einem Radiostudio und rezitiert die Worte des Faust – eingangs den Monolog gleich viermal hintereinander –; unter ihm spielen die drei übrigen Schauspieler dessen Opfer und Helfer, sie bügeln Socken, die sie aus demselben Kästchen ziehen wie später das Gretchen den Schmuck, sie sprechen die Worte des Schülers, des Gretchens und des Mephisto, aber auch die mäandernden, sich selbst und die Sprache sezierenden, manchmal jäh die Richtung wechselnden Sätze Jelineks.

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