Premier League

Eine 0:3-Niederlage als kollektive Erleichterung

Jürgen Klopp spendete Trost, weiß aber, „dass das 0:3 keine Katastrophe ist“.
Jürgen Klopp spendete Trost, weiß aber, „dass das 0:3 keine Katastrophe ist“.(c) REUTERS (DAVID KLEIN)
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In Liverpool herrscht nach der ersten Saisonniederlage eine gefühlte Befreiung, denn Fragen nach Rekorden haben sich jetzt erübrigt und die Titelmission ist ja nicht gefährdet. Gary Lineker spottet in Richtung Arsenal.

London. Alles hat ein Ende, sagte Jürgen Klopp und stapfte nach Liverpools eigentlich ernüchternder 0:3-Niederlage gegen Watford sichtlich befreit davon. 44 Spiele in Serie ohne Niederlage in der Premier League haben unbestritten eine starke Strahlkraft, drücken irgendwann aber auch auf das stärkste Nervensystem oder Mannschaftsgefüge. Das 0:3 nahm den „Reds“, schenkt man Klopp Glauben, auch eine gewisse Last. Er sagt: „Ab jetzt können wir wieder befreit Fußball spielen.“

Wirklich verändert hat sich an der Situation der Liverpooler dadurch schließlich nichts. Die lästigen Fragen nach Rekorden haben sich erübrigt, jetzt geht es nur noch um den ersten Titel seit 1990. Man hat 22 Punkte Vorsprung auf Manchester City (ein Spiel weniger), Anfield kann sich also beruhigt zurücklehnen. Und 18 Spiele in Serie haben zuvor nur die „Citizens“ geschafft, diese Bestmarke hat auch, wenngleich geteilt, Bestand.

Klopp kümmern Statistiken nach eigener Aussage wenig. Mehr wundert er sich über Spiel, Auftritt und ausbleibende Tore. Schon gegen den Tabellenletzten Norwich (1:0) habe man sich schwergetan, war gegen West Ham (3:2) glücklich gewesen. Watford habe nun „verdient“ gewonnen. Der krasse Außenseiter hätte noch höher siegen können.

Klopp bleibt gelassen

26 von 27 Partien hat die Klopp-Elf in dieser Saison gewonnen. Vor Watford ergatterte nur Lask-Gegner Manchester United im Oktober beim Remis im Old Trafford einen Punkt. Zu verlieren, sagt Klopp, sei „nicht die größte Katastrophe der Fußballwelt“. Und daran, dass der englische Fußballmeister in wenigen Wochen FC Liverpool heißen wird, dürfte der Rückschlag nichts ändern.

Nicht nur an der Anfield Road herrscht Befreiung, auch in London atmet ein Verein durch. Arsenal, nach dem Aus in der Europa League weiter von Krisen geplagt, twitterte umgehend nach Abpfiff in Watford: „Phew . . .“ Denn nur zwei Vereine in der englischen Fußballgeschichte haben jemals eine Saison ohne Niederlage überstanden. In der Spielzeit 1888/89 gelang das Preston North End. Als bisher einziges Team in der Premier League schafften es die Gunners unter der Regie von Arsène Wenger. Die „Invincibles“, also die „Unbesiegbaren“ rund um Jens Lehmann, Sol Campbell, Ashley Cole, Cesc Fàbregas, Freddie Ljungberg oder Thierry Henry, brillierten in der Saison 2003/04.

Der alleinige Premier-League-Rekord bleibt somit dank Nachzügler Watford also bis auf Weiteres in London. Das bemerkte auch BBC-Moderator und Fußball-Spaßvogel Gary Lineker. Sein amüsantes Twitter-Fazit zu Liverpools 0:3-Niederlage: „Definitiv Arsenals bestes Ergebnis in dieser Saison.“ (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.03.2020)

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