Konzerthaus

Currentzis: Scharfes Profil, Schwächen im Klang

Teodor Currentzis.
Teodor Currentzis.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Jubelstürme für Teodor Currentzis und das SWR Symphonieorchester mit Strauss und Mahler.

Ehre, wem Ehre gebührt. Acht Tage vor dem neuerlichen Konzerthaus-Gastspiel des SWR Symphonieorchesters unter Teodor Currentzis haben sich die Wiener Philharmoniker nochmals den soeben 80 Jahre alt gewordenen Christoph Eschenbach ans Pult geladen; hier wie dort stand Mahlers Symphonie Nr. 1 auf dem Programm. Im Musikverein blieb es jedoch bei einer ziemlich gesichtslosen Aufführung, die selten etwas erahnen ließ, das über Routine hinausreichte – am Schluss etwa, als sich die philharmonische Spielfreude im schönsten Sinne zu verselbstständigen schien. Trotz dieser Enttäuschung aber blieb eines: Die Wiener Hörner, um nur ein Beispiel zu nennen, verströmen einfach den speziellen, für Mahler idealen Klang, gewissermaßen den heimatlichen Zungenschlag. Das kann natürlich interpretatorisches Ungefähr nie voll aufwiegen, aber ein wechselndes Quantum Trost hört man darin doch.

Im direkten Vergleich ging Currentzis als Sieger hervor – wobei es sich bei ihm in gewisser Weise umgekehrt verhielt. Natürlich liebt der griechisch-russische Dirigent weiterhin die Extreme. Aber niemand könnte ihm vorwerfen, dass er sich bei seiner Mahler-Lesart nur ins Plakative gerettet und sich nicht genug Gedanken gemacht hätte über die präzise Ausformung vieler Details, über die Gesamtdramaturgie der vier so divergierenden Sätze und ihr Verhältnis. Freilich ließe sich manchmal streiten: Im Kopfsatz könnte man sich den Übergang von der naturmystischen Einleitung zum „Ging heut morgen übers Feld“-Hauptthema noch glatter vorstellen; der große Durchbruch und Vorgriff auf den Choral- und Fanfarenjubel des Finales kam schon allzu knallig und siegesgewiss daher, und es ist zumindest kühn, im zweiten Satz das deftige, mit Stakkati versehene Bassmotiv partiturwidrig mit einer rustikal-schmissigen Auftaktbindung zu versehen (oder sollte das ein Zwischenstand in Mahlers vielen Revisionen gewesen sein?).

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