Mehrere Tausend Menschen aus Syrien und anderen Krisenländern wie Afghanistan versuchen, aus der Türkei nach Griechenland zu gelangen.
Flüchtlinge

Erdoğans Kalkül an der EU-Grenze

Der türkische Präsident Erdoğan erhöht den Druck auf die EU. Die Union versucht, Griechenland beizustehen. Warum ist die Lage eskaliert?

Brüssel/Wien/Ankara. An der Grenze zwischen der Türkei und Griechenland herrscht Ausnahmezustand. Am Montag setzte die griechische Polizei erneut Tränengas ein, um Flüchtlinge, die über die Grenze wollen, zurückzudrängen. Berichte, ein Mann sei bei den Zusammenstößen getötet worden, wies Athen als „Fake News“ zurück.

Beim Kentern eines Flüchtlingsbootes vor der Insel Lesbos ertrank ein Kind. Der türkische Präsident, Recep Tayyip Erdoğan, versucht zugleich, den Druck auf die EU weiter zu erhöhen: Die Grenzen blieben weiterhin offen, sagte Erdoğan am Montag. Jetzt sei es an der EU, ihren „Teil der Last“ zu tragen.

1 Was sind die Ursachen für die Lage an der türkisch-griechischen Grenze?

Nachdem der türkische Präsident Erdoğan angekündigt hatte, die „Tore nach Europa“ zu öffnen, strömten mehrere Tausend Flüchtlingen zur Grenze mit Griechenland. Erdoğan nutzt das Schicksal dieser Menschen, um Druck auf die EU auszuüben – aus mehreren Gründen: Die Militäraktion in Nordsyrien macht Ankara trotz Erfolgen bei türkischen Luftangriffen zu schaffen. Erdoğan will, dass Europa Druck auf Syriens Regime und dessen Verbündeten Moskau ausübt, damit die syrisch-russische Offensive in der syrischen Rebellenhochburg Idlib gestoppt wird. Sollte der Vormarsch weitergehen, könnten eine weitere Million Menschen versuchen, in die Türkei zu fliehen. Derzeit leben schon rund dreieinhalb Millionen syrische Flüchtlinge in der Türkei. Ankara will für sie mehr finanzielle Hilfe der EU.

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