Reportage

Verraten und verkauft von Erdogan

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Die türkischen Behörden bringen Flüchtlinge, vor allem Iraner und Afghanen, an die Grenze. Verzweifelt versuchen sie nach Griechenland zu kommen. In einem Klub an der Grenze warten sie auf ihre Chance.

Yenikarpuzlu. „Reiter Hochzeitsklub“ steht in großen, weißen Lettern auf einem rötlichen Schild über dem Eingang eines wuchtigen, aber schmucklosen Gebäudes mit einem Vordach aus Metall. Der Klub liegt in Yenikarpuzlu, einer kleinen Ortschaft mit 3500 Einwohnern, nur sechs Kilometer von der griechischen Grenze entfernt. Normalerweise feiern hier Brautpaare mit hunderten von Gästen Hochzeit nach alter türkischer Tradition.

Aber heute ist niemand nach Party zumute, obwohl der riesigen Festsaal voll ist. Es sind Flüchtlinge aus Syrien, aber vorwiegend aus dem Iran und Afghanistan, die hier dicht aneinandergedrängt sitzen und auf dem Boden liegen. Die Stimmung könnte nicht schlechter sein. „Viele von uns haben vergeblich versucht die Grenze zu überqueren“, sagt Ibrahim, ein junger Iraner, der eine gelbe Trainingsjacke trägt und mit seiner Familie hier ist. „Auch wir haben es versucht und sind sogar auf griechischen Boden gelangt“, erzählt er. „Aber die Griechen haben uns wieder zurückgeschickt und vorher alles abgenommen. Handy, Geld und alles andere, was die Soldaten noch brauchen konnten.“

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