Coronavirus

Coronavirus: Drei Mitarbeiter von schwer erkranktem Anwalt positiv

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++ THEMENBILD ++ CORONAVIRUS: VIENNA INTERNATIONAL SCHOOL (VIS)APA/HELMUT FOHRINGER
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Die Zahl der Coronavirus-Infektionen in Österreich steigt. Drei Mitarbeiter des schwer erkrankten Anwalts haben sich angesteckt, die anderen werden getestet.

Wien. In Österreich sind mit Stand Dienstagnachmittag 21 bestätigte Infektionen mit SARS-CoV-2 aufgetreten. Seit Dienstagmittag gibt es aber drei weitere Fälle - die am Abend schließlich auch offiziell bestätigt wurden.

Ursprung der neuen Fälle dürfte der einzige schwer erkrankte Patient in Österreich sein, der 72-jährige Anwalt. So soll sich eine Praktikantin am Wiener Landesgericht infiziert haben, die bis vergangenen Freitag zuvor noch studentische Mitarbeiterin in der Kanzlei des Anwalts war. Die Frau hatte am Montag den Dienst im Landesgericht angetreten und am selben Abend von einem positiven Test erfahren.

Ansteckungsgefahr im Wiener Landesgericht sei aber keine gegeben, „sofern mit der Kollegin kein enger körperlicher Kontakt wie Händeschütteln oder mehr als 15-minütiges Gespräch im Abstand von weniger als zwei Metern stattgefunden hat“, teilte das Justizministerium mit. Selbst wenn es am ersten Arbeitstag der Praktikantin zu kollegialen Begrüßungsszenen gekommen sein sollte, sei nur dann von einer Ansteckungsgefahr auszugehen, "wenn die infizierte Person in den letzten 24 Stunden tatsächlich Symptome - trockener Husten und Fieber - aufweisen sollte". Das tue sie jedoch derzeit nicht. 

Zwei weitere Fälle in Anwaltskanzlei

In dem Unternehmen des betreffenden Anwalts gibt es neben der jungen Frau noch zwei weitere bestätigte Fälle. Man habe alle Mitarbeiter „auf eigene Kosten“ testen lassen, hieß es in einer Aussendung: 200 waren bisher negativ, drei positiv, Ergebnisse von weiteren 80 Personen stehen noch aus. Die drei Mitarbeiter zeigen keine Symptome einer Erkrankung und wurden sofort in häusliche Quarantäne gestellt.

Getestet worden sei auf „Eigeninitiave“, nachdem fest stand, dass der Anwalt sich infiziert hatte - der Betroffene liegt seit längerem im Kaiser-Franz-Josefspital - auch, um die besorgten Mitarbeiter zu beruhigen, die befürchteten, sich angesteckt zu haben. Wann der infizierte Anwalt zuletzt das Büro betreten hatte, wollte die Kanzlei nicht offen legen.

Die drei Neuerkrankten wurden nach Bekanntwerden ihrer Erkrankung auch von den Behörden untersucht und vom Gesundheitsdienst der Stadt Wien in häusliche Quarantäne geschickt. Zuvor hatten die Behörden mehrfach betont, dass die Kanzlei "nicht im Gefährdungsradius" sei. Der Gesundheitsdienst der Stadt Wien wollte zunächst die Ergebnisse der abgenommenen Proben der drei Mitarbeiter abwarten, die Dienstagabend vorlagen. Erst dann soll entschieden werden, ob auch die restlichen Kanzleikräfte auch von der Behörde offiziell getestet werden sollen, sagte Huber.

Die Kanzlei hat unterdessen ein Krisenstab eingerichtet. Man stelle sicher, dass Klienten-, Gerichts- und Mitarbeiterkontakte nur durch negativ getestete Mitarbeiter erfolgen würden, so die Kanzlei. Mitarbeiter, die noch kein Ergebnis in Händen haben, arbeiten vorerst im Homeoffice, war von dem Unternehmen am Nachmittag mitgeteilt worden.

Unklar, wie viele wirklich erkrankt

Michael Binder, der medizinische Direktor des Wiener Krankenanstaltenverbunds, betonte bei einer Pressekonferenz am Dienstagnachmittag, dass unklar ist, wie viele Personen in Österreich tatsächlich mit dem Coronavirus infiziert sind. "Derzeit können wir es nicht sagen. Wir wissen aber, dass nur ganz wenige Menschen mit symptomhafter Coronavirus-Erkrankung bekannt sind", sagte Binder. Er ging davon aus, "dass nur eine kleine Menge mit nicht erkannter Coronavirus-Erkrankung derzeit vorhanden ist".

Jedenfalls können nicht "alle Symptomlosen" getestet werden. Denn der Test "ist weder zu 100 Prozent sensitiv noch spezifisch", das heißt, damit können "nicht alle tatsächlich Erkrankten ganz genau" erkannt werden. Laut Binder sind etwa 98 Prozent der Testergebnisse spezifisch.

Rund 350 Menschen sind österreichweit derzeit in Quarantäne. Meist handelt es sich dabei um Personen, die engen Kontakt mit am neuartigen Coronavirus Erkrankten hatten und als Vorsichtsmaßnahme auf behördliche Anweisung abgesondert wurden. Gesundheitsminister Rudolf Anschober sagte einmal mehr, dass das System in Österreich "gut funktioniert". "Wir sind das einzige Land in Europa, das derzeit auch einen Großteil der entsprechenden Absonderungsmaßnahmen vor Ort zu Hause durchführt", so der Gesundheitsminister.

Fiebertests am Flughafen Wien wieder aufgenommen

Auf dem Flughafen Wien in Schwechat sind am Dienstag wieder Fiebertests aufgenommen worden. Gescannt werden Passagiere von Direktverbindungen aus dem Iran und Südkorea, teilte die niederösterreichische Landessanitätsdirektorin mit. Jeder Fluggast werde auch eine Aussteigekarte (Passenger Locator Card) mit entsprechenden Angaben ausfüllen müssen. Bereits im Februar waren Fiebertests bei Passagieren auf Direktflügen aus China respektive Peking durchgeführt worden. Aktuell gibt es aber keine Direktflüge aus China.

Wie schon die AUA und andere Fluglinien hat auch die Ryanair-Tochter Laudamotion ihr Flugangebot gekürzt. Das Kurzstreckenflugprogramm werde, hauptsätzlich von und nach Italien, für die drei Wochen vom 18. März bis 8. April um bis zu 25 Prozent reduziert, teilte das Unternehmen am Dienstag mit.

„Wie zu Pestzeiten"

Indessen berichtete eine mit Covid-19 infizierte Niederösterreicherin von Mobbing und Hysterie in ihrem Umfeld. "Momentan leben wir sehr eingeschränkt", sagte die Frau aus dem Bezirk Korneuburg zu Ö3. "Mein Mann hat keinerlei Symptome", bei ihr selbst sei die Erkrankung "wie ein grippaler Infekt" gewesen. "Es geht mir gut, ich habe ein bisschen Husten noch, aber ansonsten ist alles in Ordnung." Dass Covid-19 gerade sie und ihren Mann getroffen hat, verglich die Niederösterreicherin mit einem Lotteriespiel: "Es hätte einem Jeden passieren können und es war wie ein Lottosechser."

Störender als das Virus empfand die Betroffene das Verhalten mehrerer Mitmenschen. Sie berichtete von hysterischen Nachrichten aus der Nachbarschaft. Die Situation sei "wie zu Pestzeiten, wie wenn wir die Pestbeulen hätten", hob die Niederösterreicherin hervor. "Unser Empfinden ist, dass wir wie Aussätzige behandelt werden, weil einfach dann das Mobbing überhandnimmt."

Bei der älteren Tochter habe bereits Mobbing stattgefunden, hielt die Frau fest. Ihr Mann sprach im "Kurier" davon, dass über einen Klassenwechsel des Mädchens nachgedacht werde. Ebenfalls in Erwägung gezogen werden rechtliche Schritte - unter anderem aus Angst um die berufliche Existenz. Die beiden Fitnesstrainer waren vor Bekanntwerden der Erkrankung laut der Tageszeitung unter anderem in der Vienna International School sowie in der Bundessportakademie in Wien tätig.

Schutzmasken verschwinden aus Spitälern

Auswirkungen der Hysterie spüren auch steirische Spitäler. Dort gibt es offenbar einen Schwund an Schutzmasken und Desinfektionsmitteln. "Ja, es wurden Masken mitgenommen, aber anhand der Vorräte nicht besorgniserregend viele", sagte ein Sprecher der Krankenanstaltengesellschaft (Kages) zu einem entsprechenden Bericht der "Kronen Zeitung" (Dienstag-Ausgabe). Masken und Desinfektionsmittel sind in Apotheken derzeit oft nicht erhältlich.

Die Schutzmasken dürften vor allem in den OP-Bereichen, wo Mitarbeiter diese frei entnehmen können, entwendet worden sein. "Es fehlen zwar überall welche, aber die genaue Kontrolle ist angesichts der aktuellen Lage mit Grippepatienten und Coronavirus-Tests nicht im Hauptfokus." Man könne jetzt nicht auch noch genau kontrollieren, wie viele Masken da genommen würden, ergänzte der Sprecher am Dienstag. Auch bei Desinfektionsmitteln sei ein Schwund festzustellen.

Bei der Kages hat man die Richtlinien an alle Mitarbeiter noch einmal ausgegeben, wonach jede Entnahme von Krankenhauseigentum für fremde Zwecke als Diebstahl gilt.

Mehr Informationen

Hotline bei Coronavirus-Verdacht: 1450

Informationen rund um das Coronavirus: 0800 555 621 (7 Tage in der Woche, 0 bis 24 Uhr)

Website der AGES

(APA/red.)

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