Glücksspiel

Private Wettanbieter lobbyieren gegen Lottomonopol

Die Presse/Fabry
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Die privaten Wett- und Glücksspielanbieter unternehmen einen neuen Versuch, das Glücksspielmonopol des teilstaatlichen Casinos-Austria-Konzerns zu Fall zu bringen.

Jetzt, da die tschechische Sazka-Gruppe bald die Mehrheit an den Casinos Austria hält, wäre ein guter Zeitpunkt, ein Lizenzsystem einzuführen, sagte die Branchenvertreterin der privaten Wett- und Glücksspielanbieter, Raffaela Zillner,  am Dienstag vor Journalisten. Das Finanzministerium solle sich auf die Rolle der Aufsichtsbehörde und lizenzausgebenden Stelle zurückziehen, so Zillner, Generalsekretärin der Österreichischen Vereinigung für Wetten und Glücksspiel (OVWG). Derzeit hält der Staat ein Drittel am Casinos-Austria-Konzern. Aus Sicht der Konkurrenten des Casinos-Austria-Konzerns, zu dem auch die lukrativen Lotterien inklusive Online-Gambling-Plattform win2day gehören, ist diese Dreifachrolle des Staates äußerst problematisch. "Solange der Staat beteiligt ist, wird es immer einen Interessenskonflikt geben", sagte Zillner.

Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) hat am Sonntag angekündigt, die Glücksspiellizenzvergabe und die Aufsicht über die Branche, die derzeit beide im Finanzministerium liegen, in eine unabhängige Glücksspielbehörde auslagern zu wollen. Für die OVWG, die große Sportwetten- und Online-Glücksspielanbieter wie bet-at-home, Mr Green, GVC (bwin) oder Interwetten vertritt, wäre das aber nur ein erster Schritt. Ziel müsse ein Lizenzsystem sein: Alle Anbieter von Sportwetten und Gambling sollen eine solche Konzession bekommen, wenn sie sich als geeignet erweisen.

Auf keinen Fall sollte Österreich den Fehler machen, die Zahl der Lizenzen zu beschränken, wie dies in Deutschland der Fall war, so OVWG-Präsident Claus Retschitzegger von bet-at-home. In Deutschland gebe es seit fast zehn Jahren eine Odyssee, "weil man glaubte, man muss die Sportwettlizenzen limitieren". Stets sei dann einer der Bewerber, der leer ausgegangen ist, vor Gericht gegangen - und habe recht bekommen. Erst vor wenigen Wochen haben sich die deutschen Bundesländer auf einen Staatsvertrag geeinigt, der Onlinespiele wie Poker und Automatenspiele im ganzen Land generell erlaubt. Es soll auch eine neue Aufsichtsbehörde geschaffen werden.

Rechtliche Grauzone

In Österreich bewegen sich die Online-Glücksspielanbieter seit jeher in einer rechtlichen Grauzone. Eigentlich darf nur die Lotterien-Tochter win2day Glücksspiele im Internet anbieten, und Sportwetten gelten hierzulande im Gegensatz zu den meisten anderen europäischen Ländern nicht als Glücksspiel. Trotzdem gibt es zahlreiche Online-Zockplattformen, für Österreicher; die Anbieter, die vielfach sowohl Sportwetten als auch (das gewinnträchtigere) Glücksspiel im Portfolio haben, werben auch stark und zahlen Millionen an Steuern. Sie finden, das sei rechtens, da das österreichische Glücksspielmonopol nicht rechtens sei. "Wir sehen uns als legitime Anbieter von Online-Glücksspiel; das Monopol ist unanwendbar, es ist nicht EU-konform", so Retschitzegger.

Die EU erlaubt ein Glücksspielmonopol nur, wenn damit die Menschen vor suchtartigem Spielverhalten geschützt werden, das mit einer Eindämmung des Angebots einhergehen müsste. In Österreich sei das nicht der Fall, argumentiert die OVWG seit Jahren, denn die Casinos Austria und die Lotterien machten "sehr exzessive" Werbung und stellten hohe Gewinne in Aussicht, sagte Retschitzegger.

Bestätigt sieht sich die OVWG von einer von ihr in Auftrag gegebenen Umfrage unter 1.500 Österreichern: Die Teilnehmer nehmen die Werbung von Lotterien und win2day weitaus am stärksten wahr. Auch wünscht sich mehr als die Hälfte der Befragten mehrere Glücksspielanbieter. Den allermeisten ist dabei wichtig, dass der Staat eingebunden ist, zumindest teilweise. Spielerschutz ist auch fast allen wichtig, als (sehr) sinnvolle Maßnahme wird etwa gesehen, dass die Anbieter während des Spielens einen Überblick über die Gewinne und Verluste geben müssen.

Was die Österreicher laut marketagent-Umfrage am häufigsten spielen? Eindeutig die Spiele, die der teilstaatliche Casinos-Konzern anbietet. 39 Prozent haben in den letzten 30 Tagen Lotto gespielt, 22 Prozent EuroMillionen und knapp 15 Prozent haben sich Rubbellose gekauft. Online-Glücksspiele kamen nur auf 4,2 Prozent, Automaten auf knapp 3 Prozent (Slot Machines innerhalb und außerhalb von Casinos zusammengerechnet).

Dänemark als Vorbild

Vorbild für die OVWG ist das dänische Lizenzsystem, das es seit 2012 gibt. Dort bekommen alle Anbieter eine Konzession, wenn sie die strengen behördlichen Auflagen zu Spielerschutz etc. erfüllen. Rund 50 Wett- und Online-Glücksspiellizenzen gibt es momentan, davon zehn kleine. Die meisten Anbieter sind seit Anbeginn am Markt, sagte die Chefin der dänischen Glücksspielbehörde, Birgitte Sand. Die frühere Glücksspielmonopolfirma mischt noch immer mit. Die klassischen Casinos und das Lottospiel halten sich recht gut, die staatliche Firma beherrscht nach wie vor die Hälfte des gesamten Marktes.

Der Bruttospielertrag der gesamten dänischen Glücksspielbranche ist seit 2012 um 30 Prozent gestiegen. Die Dänen geben pro Person im Schnitt umgerechnet rund 300 Euro für Glücksspiel aus - im Jahr. "Das schreckt uns nicht", so Sand. "Rund 96 Prozent des gesamten dänischen Glücksspielmarktes sind legal." Extrem wichtig sei der Spielerschutz, etwa selbst auferlegte Sperren. Dieses System sei sehr erfolgreich. Gesperrte Spieler bekämen zum Beispiel null Werbung mehr von Glücksspielanbietern.

(APA)

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