Pizzicato

Handy und Handschlag

Die globale Coronavirus-Krise verändert im Moment ja alles: die Begrüßungsrituale, die zwischenmenschlichen Kontakte, den Büroalltag.

Ist eine Koalitionskrise in Berlin ausgebrochen? Ein neuer Affront zwischen den Schwesterparteien, zwischen Angela Merkel und Horst Seehofer? Just beim Migrationsgipfel der Regierung hatte der Innenminister jüngst den Händedruck der Kanzlerin abgewehrt, ehe die beiden in Gelächter verfielen. Keine Handschlagqualität? Reiner Selbstschutz, bloße Vorbildwirkung, beteuerten sie. Die Szene brachte es sogar auf die Titelseite des Londoner „Daily Telegraph“, des konservativen Haus- und Hofblatts von Boris Johnson.

Kein Bussi links, kein Bussi rechts, kein High Five, kein Handschlag – stattdessen Selbstisolation und Quarantäne im Home-Office. Die globale Coronavirus-Krise verändert im Moment ja alles: die Begrüßungsrituale, die zwischenmenschlichen Kontakte, den Büroalltag. Was all das zu bedeuten hat, darüber werden uns Psychologen und Soziologen aufklären. Dass das Handy unser bester Freund ist, exerzieren die Kids jetzt schon vor. Überall dabei in den sozialen Netzwerken, nur eben auf Distanz und ohne Risiko.

Donald Trump, ein notorischer Phobiker, riet Journalisten, sich die Hände zu waschen – nur nicht in Unschuld. Rundum Panik und Hysterie? In der Downing Street hält ein Monolith die Stellung gegen das Virus: Boris Johnson, eine Figur wie aus Shakespeare, lässt sich den Handshake nicht verwehren. Bravo, Boris! (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.03.2020)

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