Der türkische Präsident will westliche Unterstützung in Syrien, mehr Geld für Flüchtlinge und innenpolitischen Spielraum erzwingen.
Auf den EU-Außenbeauftragten Josep Borrell wartete am Dienstag eine schwierige Aufgabe: Er hatte sich für den Abend in Ankara zu Gesprächen mit Vertretern der türkischen Führung über die neue Flüchtlingskrise angesagt. Die türkische Regierung gibt sich seit der Grenzöffnung in der vergangenen Woche kompromisslos. Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat die Ankunft von mehreren Millionen Flüchtlingen an den EU-Grenzen angekündigt, ein Gipfeltreffen mit den Nachbarstaaten und EU-Mitgliedern Griechenland und Bulgarien abgelehnt und das Angebot einer EU-Hilfszahlung von einer Milliarde Euro ausgeschlagen. Die drei wichtigsten Motive hinter dem Verhalten der Türkei.
SYRIEN
Die Türkei sei bereit, die syrischen Regierungstruppen „auf die harte Tour“ von ihrer Offensive in der umkämpften Provinz Idlib abzubringen, sagte der türkische UN-Botschafter Feridun Sinirlioğlu vorige Woche im Sicherheitsrat in New York. Tausende türkische Soldaten sind in Idlib einmarschiert, um die Syrer aufzuhalten. Auch gegenüber dem Westen fährt Ankara die „harte Tour“: Die Öffnung der Grenzen für Flüchtlinge ist ein Druckmittel, das wenige Stunden nach dem Tod von mehr als 30 türkischen Soldaten in Idlib verkündet wurde.