USA

Vier Lehren aus dem Super Tuesday

Die jungen Wähler sind Bernie-Sanders-Fans.
Die jungen Wähler sind Bernie-Sanders-Fans.APA/AFP/JASON CONNOLLY
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Der Vorwahltag in den USA zeigt, worauf es bei den Demokraten hinausläuft - auf einen zu langen Zweikampf zwischen Sanders und Biden. Während Sanders bei der Jugend unangefochten an der Spitze steht, punktet Biden bei den Afroamerikanern.

Traditionell kann der Super Tuesday in den USA zeigen, welcher Kandidat landesweit am meisten Anklang findet. Doch diesmal legte er die Gespaltenheit der demokratischen Wählerbasis offen. Geografisch, ethnisch und demografisch: Im liberalen Westen setzte sich der selbst ernannte sozialistische Demokrat Sanders durch, im afroamerikanischen Süden Joe Biden, während sich in Neuengland ein gemischtes Bild zeigte. Bei den Hispanics lag Sanders klar vorne, ebenso bei den jungen Wählern. Gerade einmal fünf Prozent der Jungwähler in Kalifornien wählten laut einer Exit Poll Biden. Und so stellt sich die Frage: Was werden diese Wähler wohl tun, wenn Biden der Präsidentschaftskandidat wird? Und umgekehrt. Die Wahrscheinlichkeit, dass enttäuschte Sanders-Wähler Donald Trump wählen ist gleich null. Bei Biden-Anhängern gilt es als nicht ausgeschlossen. Allerdings geben Experten Biden in einem Trump-Duell mehr Chancen, Trump-Anhänger zu überzeugen.

Wie man es also dreht und wendet, es gibt aus Sicht der Demokraten Pros und Contras für jeden der beiden Kandidaten. Die Partei hat die Wahl zwischen zwei weißen alten Männern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Entscheidend könnte die Wahl der Vizepräsidentschaftskandidatin sein. Dass es eine (jüngere) Frau wird, ist zwar reine Spekulation, strategisch allerdings so gut wie alternativlos. Vier Lehren aus dem Super Tuesday:

Die Demokraten haben bald ein Problem: Sanders ist bei den Jungen (und den Latinos) unangefochten die Nummer eins

Keine Wählergruppe hält Sanders so sehr die Treue wie die Jungen (In Kalifornien wählten ihn 72 Prozent der Bis-29-Jährigen) und Latinos. In Texas, das schlussendlich an Biden ging, lag Sanders im Vergleich zu Biden bei den Wählern mit spanischer Muttersprache 45% zu 25% vorne. Was die Jungen betrifft, wird sich die demokratische Partei etwas einfallen lassen, um diese Wählergruppe künftig erreichen zu können.

Dafür kann Joe Biden die schwarze Community großteils hinter sich versammeln, das haben die Vorwahlen in South Carolina eindrucksvoll gezeigt. Biden konnte auch am Dienstag teils spektakuläre Erfolge in mehreren südlichen Staaten einfahren. So lag er in Alabama nach vorläufigen Ergebnissen der Wahlkommission des Staats bei mehr als 63 Prozent der Stimmen, Sanders kam dort auf knapp 17 Prozent. In Virginia lag Biden nach vorläufigen Ergebnissen der dortigen Wahlkommission rund 30 Prozentpunkte vor Sanders.

Biden gewann vor allem in Staaten, in denen im November mit großer Wahrscheinlichkeit Donald Trump gewinnt

Es lohnt sich, einen Blick auf die Struktur der Siege des Super Tuesdays zu werfen. Wer gewinnt in welchen Staaten? Im folgenden zwei Grafiken: Zuerst jene mit den aktuellen Wahlergebnissen des Supertuesdays und dann eine mit den Wahlergebnissen der letzten vier US-Präsidentschaftswahlen. Der Vergleich zeigt: Sanders gewinnt eher in Swing States, Biden kann Siege in Staaten verbuchen, die bei Präsidentschaftswahlen meistens an die Republikaner gehen.

(c) Wikipedia

2016 lässt grüßen: Es wird ein Zweikampf bis zum Schluss

Vor vier Jahren war es Hillary Clinton, die sich mit Bernie Sanders bis zuletzt ein Match um die Kandidatur der Demokraten lieferte. Statt Clinton wird ihm dieses Mal Joe Biden bis in den Sommer hin als Konkurrent erhalten bleiben. Der Flügelkampf der Demokraten könnte sich also bis wenige Monate vor der Präsidentschaftswahl im November 2020 ziehen, was Präsident Donald Trump Zeit verschafft.

Biden zeigte sich am Dienstagabend vor Anhängern siegessicher. "Erst vor wenigen Tagen haben die Presse und die Experten diesen Wahlkampf für tot erklärt", sagte er in Los Angeles. "Wir sind sehr lebendig!" Biden fügte hinzu: "Wir sind besser als dieser Präsident. Also steht wieder auf und holt Euch das Land zurück."

Auch Sanders zeigte sich zuversichtlich, das Rennen um die Nominierung der Demokraten gewinnen zu können. "Heute Abend sage ich euch mit absoluter Zuversicht, dass wir die demokratische Nominierung gewinnen werden und wir den gefährlichsten Präsidenten in der Geschichte dieses Landes schlagen werden", sagte Sanders in Vermont.

Es kommt auf das Kampagnen-Ende der Konkurrenz an

Stellen wir uns vor, Pete Buttigieg und Amy Klobuchar wären am Super Tuesday noch aktiv im Rennen gewesen. Die Stimmen des moderaten Lagers wären zersplittert gewesen. Joe Biden hätte sich nicht dermaßen deutlich als Gegner von Sanders etablieren können. Klobuchar und Buttigieg haben das vorausgesehen und sich klugerweise zurückgezogen, um einen Linksruck dem Demokraten zu verhindern.

Warum hat Elizabeth Warren das nicht getan, um Bernie Sanders den Rücken zu stärken? Dass Warren, die auch als links positionierte Kandidatin gilt, selbst in ihrem Heimat-Bundesstaat Massachusetts nicht die Nummer eins wurde, zeigt, dass nicht einmal ihre eingefleischtesten Anhänger an eine Chance für sie glauben. Und sie verhinderte am Super Tuesday Bernie Sanders Sieg in mehreren Bundesstaaten - unter der Annahme, dass alle Warren-Wähler auch Sanders gewählt hätten. Zum Beispiel eben Massachusetts: Biden kam auf 33,1 Prozent, Sanders auf 26,4% und Warren auf 21,4%.

Ein kleineres Zünglein an der Waage ist Milliardär Michael Bloomberg, der erst am Super Tuesday in die Vorwahlen der Demokraten eingestiegen ist, aber ohne große Erfolge blieb - trotz Milliarden-Investitionen in Werbespots. Kommt sein Rückzug noch vor den nächsten Vorwahlen, wäre das ein weiterer kleiner Rückenwind für Biden, den sie fischen in einem ähnlichen Wählerpool.

(klepa/Ag.)

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