„Die Presse" begleitet die neuen Mandatare Corinna Scharzenberger (ÖVP), Max Lercher (SPÖ), Michael Schnedlitz (FPÖ), Sibylle Hamann (Grüne) und Fiona Fiedler (Neos) ein Jahr lang durch ihren Alltag im Nationalrat. Hier der vierte Teil mit Sibylle Hamann.
Reden wir über Sternchen: Wie stehen Sie zu der umstrittenen Lehrer-Bewertungs-App, die seit vergangener Woche wieder online ist?
Sibylle Hamann (Grüne): Ich sehe die schon ziemlich problematisch. Genauso wie ich finde, dass man die Leistungen von Schülern kaum mit Noten von eins bis fünf bewerten soll, kann man auch nicht die Leistungen von Lehrern mit ein bis fünf Sternchen bewerten. Beides sind unvollständige Methoden, die oft unfair und willkürlich sind. Dass die App so einen Hype ausgelöst hat, zeigt aber, dass es hier riesige Defizite gibt. Die App ist ein Aufschrei der Schüler, aus einer Not heraus, weil sie ganz selten gefragt werden, wie es ihnen mit dem Unterricht geht. Da hat sich offenbar ein riesiges Bedürfnis aufgestaut. Jetzt rächt es sich, dass die organisierte Lehrerschaft, also die Gewerkschaft, sich seit Jahren gegen ein sinnvolles und gemeinsam erarbeitetes Feedback wehrt. Wir haben aber im Regierungsprogramm vereinbart, dass wir ein standardisiertes Feedback an den Schulen etablieren wollen. Das ist, wie man sieht, dringend notwendig.
Was halten Sie davon, dass die Gewerkschaft rechtlich gegen die App vorgehen will?
Das ist der absolute falsche Weg. Die Gewerkschaft sollte lieber einmal von sich aus sagen, wie ein gutes, wertschätzendes Feedback an den Schulen ausschauen könnte, damit sich Schüler solche Dinge gar nicht überlegen müssen.
Was stellt sich denn die Koalition konkret unter einem sinnvollen, standardisierten Feedback vor? Gibt es Vorbilder?