Virus Covid-19

43 bestätigte Fälle: Erste Corona-Infektionen in Vorarlberg und Kärnten

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Zudem gelten die ersten Patienten in Österreich wieder als gesund. Nach zehn Tagen auf einer Isolierstation in Innsbruck wurden das italienische Paar negativ auf das Coronavirus getestet.

In Österreich steigt die Zahl der mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 infizierten Menschen weiter an. Von Mittwoch auf Donnerstag gab es die bisher größte Zunahme von neun Personen, heute kamen weitere dazu. 42 Personen wurden bisher insgesamt positiv getestet.

Am Donnerstagnachmittag meldete Vorarlberg seine erste bestätigte Infektion. Auch Kärnten hat seinen ersten Fall. Zudem wurden am Donnerstag auch in Salzburg und Tirol Fälle gemeldet.

Der letzte bekannte Fall betrifft eine 22-jährige Frau aus Kitzbühel. Sie klagte über "grippeähnliche, milde Symptome", teilte das Land Tirol mit. Zuvor hatte sich die Frau in Verona - einer Risikoregion in Norditalien - aufgehalten. Nun laufen die behördlichen Abklärungen, um mögliche Kontaktpersonen zu identifizieren, hieß es.

Die Patienten in Vorarlberg sowie Kärnten dürften sich unabhängig voneinander in Wien angesteckt haben. Der Fall des jungen Mannes (Jahrgang 1990) in Vorarlberg könnte möglicherweise Auswirkungen auf den Betrieb einer Schule haben. Denn die Mutter des Patienten ist Lehrerin und zeigt ebenso Symptome. Der Vorarlberger war wie die in Kärnten betroffene 28-Jährige in Wien, bevor Krankheitserscheinungen des Coronavirus aufgetreten waren. In beiden Erstfällen wird derzeit untersucht, mit wem die Betroffenen in Kontakt standen. 

Damit gab es insgesamt in Wien 16 Fälle, in Niederösterreich dreizehn, in Salzburg vier, in der Steiermark vier, in Tirol vier und in Vorarlberg und Kärnten jeweils einen. Bei den neuen über Nacht bestätigten Coronavirus-Fällen handelt es sich laut Behörden zum Großteil um Niederösterreicher. Ein neu positiv getestete Wiener ist ein älterer Mann, der sich vor kurzem im Iran aufgehalten hat, sagte der Sprecher des medizinischen Krisenstabs der Stadt Wien, Andreas Huber. Er hat sich zunächst mit dem Rettungsdienst in das Kaiser-Franz-Josef-Spital bringen lassen, danach wurde er in häusliche Quarantäne entlassen.

Das Land Tirol gab bekannt, dass mehrere Isländer nach ihrer Rückkehr von einem Tirol-Urlaub positiv getestet worden sind. Die Ansteckung dürfte sich aber erst im Flugzeug auf der Rückreise von München nach Reykjavik ereignet haben. In dem Flieger saß ein an dem Virus erkrankter Passagier.

Hotel in Obertauern in Quarantäne

In dem Salzburger Tourismusort Obertauern wurde eine 62-jährige Urlauberin aus Köln in dem positiv auf Sars-CoV-2 getestet. Während die Frau mit dem Roten Kreuz nach Köln gebracht wurde, stellte das Land Salzburg das Hotel, in dem die Frau wohnte, unter Quarantäne. Dort ausharren müssen nun die zwölf Mitarbeiter des Betriebs, der Besitzer und seine Familienangehörigen. Sie werden von der Gemeinde und dem Tourismusverband versorgt.

Die rund 70 Gäste des Hauses sind mittlerweile abgereist, sie zeigten bisher keine Symptome. Die Urlauber hatten bei der Heimfahrt keinen Kontakt mit anderen Personen haben dürfen, die Heimfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln galt als tabu. In ihren Herkunftsorten müssen die Betroffenen - sie stammen vor allem aus Deutschland - in häusliche Quarantäne.

Ersten beiden Patienten aus Tirol wieder gesund

Auch die sieben neuen Fälle in Niederösterreich befanden sich in Heimquarantäne. Sie stammen wie schon die bisherigen aus dem Bezirk Korneuburg. Es handelt sich laut Sanitätsstab um Kontaktpersonen eines schon zuvor bestätigten Falles. Die ersten bestätigten Fälle in Österreich, zwei Italiener, konnten bereits geheilt aus einer Innsbrucker Klinik entlassen werden.

Insgesamt wurden in Österreich 3711 Tests durchgeführt. "Wir testen jeden einzelnen Verdachtsfall, aber auch mit Stichprobenanalysen in Form eines Screenings bei Grippeerkrankten zusätzlich auf Corona", erklärte der Gesundheitsminister bereits am Mittwoch.

400 in Quarantäne

Rund 400 Personen befanden sich laut Anschober in Quarantäne. Derzeit gibt es in Österreich aber keine Entwicklung, die auf eine Pandemie hindeutet, meinte der Gesundheitsminister.

"Es ist die Entwicklung, mit der wir gerechnet haben", sagte Anschober bei einem neuerlichen Pressetermin am Donnerstag. Eine Prognose über den weiteren Verlauf der Krankheit wagte sich der Minister nicht abzugeben. Die bisherigen Fälle haben sich aber im Ausland bzw. in Österreich bei aus dem gekommenen Personen angesteckt.

In Österreich wurden Vorsichtmaßnahmen eingeleitet. So werden etwa gefährdete Bevölkerungsgruppen - wie etwa in Pensionistenheimen - besonders geschützt. Auch Großveranstaltungen können je nach Maßgabe abgesagt werden. Flächendeckende Absagen, wie es in anderen Ländern inzwischen praktiziert wird, sind derzeit nach Absprache mit den Gesundheitsexperten nicht vorgesehen. Auch eine landesweite Schließung von Bildungseinrichtungen ist im Moment nicht geplant. Dass dies zu einem "Zeitpunkt X" noch geschehen kann, konnte Anschober aber nicht ausschließen.

Insgesamt setzt Österreich auf die Strategie, die Zahl der Erkrankten über einen möglichst großen Zeitraum gering zu halten. Zeit spielt nämlich eine große Rolle: In wenigen Wochen ist mit einem Ende der Influenzasaison zu rechnen, womit mehr medizinische Kapazitäten frei werden. Zudem gibt es derzeit zwar noch kein spezifisches Medikament zur Behandlung des Virus, die Medizin forscht aber mit Hochdruck daran. Bis Herbst bzw. Winter könnte auch nach Einschätzung des Ministers ein Impfstoff entwickelt sein.

Reiseeinschränkungen für Österreicher

Für Reisende wurde es wegen des Coronavirus immer schwieriger an ihr Ziel zu kommen. So hat etwa Israel ab Freitag 8.00 Uhr Ortszeit ein Einreiseverbot für sämtliche Reisende aus Österreich sowie Italien, Deutschland, Spanien, Frankreich und der Schweiz verhängt. Davon ausgenommen sind israelische Staatsbürger, Personen mit gültigem Aufenthaltsstatus in Israel sowie Personen, die sich in Israel 14 Tage in Heimquarantäne begeben können. Neben Israel lässt auch Tadschikistan wegen der Ausbreitung des Coronavirus keine Österreicher mehr einreisen. Diese Regelung gilt laut Außenministeriumssprecher Peter Guschelbauer bereits seit ein paar Tagen.

Noch einreisen darf man in die Slowakei, die slowakische Polizei wird ab Freitag aber drei Tage lang an der Grenze zu Österreich von dort kommende Fahrzeuge stoppen, um die Insassen über das Coronavirus und angemessenes Verhalten bei Symtomen zu informieren.

Zahl der Geheilten übersteigt derzeit Kranke

Eine Karte der WHO zeigt die aktuellen Erkrankungen und Todesfälle durch das Coronavirus. Die Zahl der Fälle - Stand Donnerstagabend waren es etwa 95.000 - schließt allerdings auch die bereits geheilten Menschen ein. So hat die Zahl der Geheilten mit etwa 54.000 die Zahl der derzeit Erkrankten (41.000) bereits überstiegen.

In China ist die Zahl der Corona-Neuinfektionen wieder gestiegen. Wie die Gesundheitsbehörden am Donnerstag bekannt gaben, wurden am Mittwoch 139 Fälle registriert. Zuvor war die Zahl der Neuerkrankungen drei Tage lang gesunken, schrieb Reuters. Die neuen Fälle konzentrieren sich auf die Stadt Wuhan, wo die Epidemie zum Jahreswechsel ihren Anfang genommen hatte. Mehr als 80.000 Menschen haben sich in China angesteckt, über 3.000 sind an dem neuartigen Virus gestorben. Außerhalb Festland-Chinas gab es dem Robert-Koch-Institut zufolge (Stand Mittwoch) fast 12.900 bestätigte Erkrankungen, darunter 37 in Österreich.

Auch die Entwicklung im Iran, Südkorea und Italien gab Anlass zur Sorge. In Italien sind bisher 107 Tote zu beklagen. Um eine Ausbreitung der Krankheit zu verhindern, wurden in Italien und im Iran Schulen und Universitäten geschlossen. Am Freitag wird ein Sonderrat der EU-Gesundheitsministerrat in Brüssel darüber beraten, wie man vor allem Italien besser unterstützen kann.

(APA)

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