Vereinte Visionen

Kreativduos sind en vogue

Grandios. Dries van Noten lud Christian Lacroix ein, mit ihm zu entwerfen.
Grandios. Dries van Noten lud Christian Lacroix ein, mit ihm zu entwerfen.(c) Beigestellt
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Dries van Noten und Lacroix, Miuccia Prada bald mit Raf Simons: Vereinte Kreativvisionen machen in der Mode Schule.

Freundschaft, Spaß, Vergnügen, Freude am Entwerfen, Alchemie gar: Das waren die Begriffe, mit denen Dries van Noten und Christian Lacroix ihre Zusammenarbeit für die Sommerkollektion des belgischen Designers beschrieben. Van Noten, einst als einer der „Antwerp Six“ zu Bekanntheit gelangt, wollte sich, wie er selbst meinte, „aus meiner Comfort Zone herausbegeben“. Und zwar, um dort neue Ansätze zu finden, die eine Weiterentwicklung seines Labels und der damit verbundenen, seit über drei Jahrzehnten richtungsweisenden Arbeit an einer charakteristischen Modeästhetik sicherstellen sollten.

Lacroix, der in den Neunzigerjahren als farbenfroher Modemaximalist seine größten Erfolge feierte, verkaufte seine Marke 2005 an die LVMH-Gruppe, vier Jahre später folgte das Aus der nicht mehr ganz zeitgemäßen Haute-Couture-Linie. Später verlegte sich der aus Arles stammende Franzose auf das Entwerfen von Bühnenkostümen: Bei Ballett- und Opernproduktionen konnte er weiterhin aus dem Vollen seiner Fantasie schöpfen.

Die Einladung Dries van Notens, mit ihm gemeinsam die Sommerkollektion zu entwerfen, habe ihn überrascht, so Christian Lacroix. „Beim ersten Treffen war ich schüchtern, habe fast nichts gesagt“, erinnert er sich in einem Videointerview. Erst nach und nach habe er erkannt, wie Dries van Noten und sein Kreativteam ticken, und begonnen, sich stärker einzubringen.

Egalitär. Neben Miuccia Prada soll Raf Simons gleichberechtigt agieren.
Egalitär. Neben Miuccia Prada soll Raf Simons gleichberechtigt agieren.(c) Beigestellt



Für Dries van Noten war die Aufgabenstellung klar: Er wollte, so der charismatische Belgier, wieder mehr Spaß in und mit der Mode ermöglichen. „Vieles ist heute so gebrandet, stark reduziert, damit es modern wirkt“ – und das sei im Grunde gar nicht in seinem Sinne. „Ein berühmter Dichter hat einmal gesagt, ein echter Künstler erkennt, wann es genug ist. Diese Gabe ist mir leider nicht vergönnt“, ergänzt Lacroix lachend.

Die Kollektion, die die beiden gemeinsam entworfen haben und die im relativ minimalistischen Ambiente der Opéra Bastille gezeigt wurde („auch in diesem Zusammenhang sind mir Kontraste wichtig“, so van Noten), ist aber keineswegs ein ungebändigter Urwuchs der Formen. Farbenfroh ist sie freilich, hier und da wippt fidel eine Feder am Kopf eines Models, die einzelnen Looks – zumal wenn aufgebrochen und mit reduzierteren Teilen kombiniert – sind aber durchaus nicht „over the top“ oder untragbarer Modeklamauk, wie man ihn von anderen Runways kennt. Die Zusammenarbeit der beiden Ausnahmedesigner war zwar als einmalige Initiative angelegt, eine Fortsetzung oder Wiederholung ließe aber bestimmt das Herz so mancher Modefreundinnen und -freunde höherschlagen.

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