Gareth Jenkins, einer der angesehensten Experten zum türkischen Militär, glaubt im Gespräch mit der „Presse“, dass Ankara langfristig nur zwei Optionen hat. Zudem seien die aktuellen Ereignisse eine Art Ablenkungsmanöver - und zwar von Syrien.
Der in Istanbul lebende Türkei-Experte Gareth Jenkins sieht im Syrienkonflikt große Probleme auf das Land zukommen. Die viertgrößte Militärmacht der Nato habe grobe Fehler begangen und sei deswegen in eine Sackgasse geraten, aus der er nur schwer herausfinden werde, meint Jenkins, der sich mit Büchern zum Militär und zum politischen Islam in der Türkei einen Namen gemacht hat.
“Das größte Problem ist die Desinstitutionalisierung der politischen Entscheidungsfindung”, meint Jenkins - Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan entscheide seit Jahren nur noch allein, und empfange kaum noch kompetenten Rat. So habe er in Syrien “Fehler begangen, welche das Militär aus eigener Erwägung wohl nicht begangen hätte”, sagt Jenkins.
Zuvorderst: Die Türkei hat Tausende von Truppen auf syrischem Staatsgebiet eingesetzt, habe sich aber von Russland zwingen lassen, auf jeglichen Gebrauch der türkischen Luftwaffe (und auch auf den Einsatz von Luftabwehrraketen) zu verzichten. Das sei mörderisch für die Truppen, da Syrien – von Russland ganz abgesehen – seine Luftstreitkräfte intensiv einsetze. “Erdogan hätte entweder den Einsatz seiner Luftwaffe durchsetzen, oder auf den Einmarsch verzichten müssen”, sagt Jenkins.