Randerscheinung

Ansteckungsgefahr

(c) Carolina Frank
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Die Coronaviruswelle findet uns als Familie in einer Phase, in der wir diesem Ansteckungskreislauf gerade langsam, aber sicher entkommen schienen.

In Haushalten mit (kleinen) Kindern entwickelt man ja fast zwangsläufig einen sehr abgeklärten Zugang zum Thema Ansteckungsgefahr. Während man mit dem ersten Kind oft noch nächtens Ambulanzen frequentiert, um dann nach mit dem fiebernden Buben auf dem Schoß durchwachter Nacht mit einem Packerl Lutschtabletten und einem rezeptfreien Mittel gegen Fieberspitzen heimgeschickt zu werden, reagiert man im Laufe der Zeit mehr und mehr routiniert-gelassen auf Infekte aller Art. Das hat auch damit zu tun, dass die Mischung aus im Aufbau befindlichen Immunsystemen der Kinder und dem engen Zusammensein mit anderen Heranwachsenden in den diversen Betreuungseinrichtungen mehr zur Immunisierung beiträgt als so manches Impfprogramm. Freilich zu dem Preis, dass jedes einzelne Kind in der Familie jede einzelne Ansteckung durchläuft – oft um nach Genesung des Letzten wieder mit dem Ersten von vorn zu beginnen. Als Eltern kuschelt man sich nächtelang in durchgeschwitzten Betten an eitrige Anginen, schmerzhafte Mittelohrentzündungen und bellende Katarrhe und ist bass erstaunt, wie viel man davon dann letztlich selber gar nicht bekommt. Die Coronaviruswelle findet uns als Familie also in einer Phase, in der wir diesem Ansteckungskreislauf gerade langsam, aber sicher entkommen schienen. Die beiden älteren Buben sind selten krank und kaum zu Hause, der Jüngste hat am Ende der Volksschule nicht nur verlässlich lesen, schreiben und rechnen gelernt, sondern offenbar auch, Viren und Bakterien in Schach zu halten. Bei allem, was man so weiß, dürften erfreulicherweise die Kinder vergleichsweise wenig vom neuen Virus zu befürchten haben. Bin schon gespannt, wer von ihnen so lieb ist, mir gelegentlich ein Häferl mit Tee ans Bett zu bringen.

("Die Presse - Schaufenster", Print-Ausgabe, 06.03.2020)

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