Gesundheit

„Coronaferien“ vorerst nicht geplant

CORONAVIRUS: JUSTIZ: KAUM ANSTECKUNGSGEFAHR IM WIENER LANDESGERICHT
CORONAVIRUS: JUSTIZ: KAUM ANSTECKUNGSGEFAHR IM WIENER LANDESGERICHTAPA/BARBARA BUCHEGGER
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Die Zahl der Infizierten steigt weiter an. Flächendeckende Schulschließungen sind aber nicht vorgesehen.

Wien. In Italien ist derzeit Kreativität gefragt. Da im ganzen Land die Schulen und Universitäten aufgrund des Coronavirus bis 15. März geschlossen bleiben, versuchen Eltern jüngerer Kinder mithilfe von Babysittern und Großeltern über die Runden zu kommen, und so manche Pädagogen verlagern den Unterricht ins Internet, um den Stoff in Lehrvideos zu verbreiten.

Eine ähnliches Bild bietet sich bereits in Japan. Und auch im Iran bleiben Schulen und Unis bis zum Ende des iranischen Jahrs am 19. März zu. Von „Coronaferien“ wollen die Gesundheitsbehörden in Österreich noch nichts wissen.

Kommt der Tag X?

Eine landesweite Schließung von Bildungseinrichtungen ist, wie Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Donnerstag sagte, vorerst nicht geplant. Dies sei nicht notwendig. Die Lage in Österreich sei nicht mit jener in Italien vergleichbar. In Italien gab es zuletzt um die 3100 Infizierte. In Österreich waren mit Stand Donnerstagnachmittag 41 Personen nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. Dabei meldeten Vorarlberg und Kärnten den jeweils ersten Fall. 400 Menschen waren zuletzt in Quarantäne.

Dass es zu Schulschließungen an einem „Zeitpunkt X“ noch kommen könnte, wollte der Minister aber nicht ausschließen. In Deutschland gibt es bereits Experten, die sich für „Coronaferien“ aussprechen, wie etwa der Direktor am Institut für Medizinische Mikrobiologie der Universität Halle, Alexander Kekulé. Nur durch 14-tägige „Coronaferien“ könne man, wie er im „Deutschlandfunk“ sagte, die Ausbreitung noch eindämmen.

Für Österreich schätzt der auf Reisemedizin, Impfwesen, Hygiene und Mikrobiologie spezialisierte Mediziner Herwig Kollaritsch die Situation auf „Presse“-Anfrage anders ein. Bundesweite Schulschließungen seien „im Moment überhaupt nicht notwendig“. Die Maßnahmen der Gesundheitsbehörden und auch die „sehr vernünftige“ Reaktion der Bevölkerung trage zur Covid-19-Eindämmung bei. Im Vergleich zu Italien sei Österreich in einer „glücklichen Situation“.

„Coronaferien“ haben derzeit nur einige Schüler und Lehrer in Tirol. Die Bildungsdirektion Tirol bittet die Direktionen „unverzüglich zu erheben“, wer von den an Schulen beschäftigten Personen und wer von den Schülern in einer gefährdeten Region gewesen ist.

Jene Kinder, Jugendlichen und Pädagogen, die sich in den vergangenen 14 Tagen in einem gefährdeten Gebiete aufgehalten haben, sollen aufgefordert werden, so lang die Schule nicht zu besuchen, bis zwei Wochen ab dem letzten Tag des Aufenthalts in einer betroffenen Region abgelaufen sind. Damit sind die italienischen Gebiete Lombardei, Venetien, Emilia-Romagna und Piemont genauso wie China, Hongkong, Singapur, Südkorea, Japan und Iran gemeint.

Indessen erklärte das Gesundheitsressort, auch generelle Absagen von Großveranstaltungen seien zunächst nicht vorgesehen. er Radiologenkongress mit rund 30.000 Teilnehmern freilich, der kommende Woche hätte stattfinden sollen, wurde sehr wohl auf Juli verschoben. Der Veranstalter erwägt nun rechtliche Schritte gegen Republik und die Stadt Wien.
Um jene Behörden zu unterstützen, welche normalerweise über die Genehmigung von Veranstaltungen bzw. über Auflagen entscheiden, hat das Ministerium in Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz eine Checkliste herausgebracht (online zu finden unter sozialministerium.at).

So können spezifische Fragen zu Veranstaltungen gestellt werden. Beispiel: „Stellt der Veranstalter Händedesinfektionsmöglichkeiten zur Verfügung?“ Oder: „Ist das durchschnittliche Alter der Teilnehmer unter oder über 60 Jahren?“ Je nach Antwort werden Punkte vergeben. Bei kritischer Punkteanzahl müssen Veranstaltungen an Auflagen gebunden – oder können abgesagt werden.

Ansteckung in Ischgl?

Indessen berichteten isländische Medien, dass sich um die zehn Personen in Ischgl angesteckt hätten. Daher habe Island den Tiroler Ort zum Corona-Risikogebiet erklärt. Das Land Tirol erwiderte darauf, dass die Ansteckung sich erst im Flugzeug auf der Rückreise von München nach Reykjavik ereignet haben dürfte. Im Flugzeug befand sich ein aus Italien kommender, am Virus erkrankter Fluggast. Klar ist: Ischgl gilt keineswegs als Corona-Hochburg, da dort bisher kein einziger Fall gemeldet wurde.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.03.2020)

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