Fußball

Grün-weiße Träume im Ländle

Ronivaldo schoss Austria Lustenau ins Cup-Finale. Der erste Titel und Europacup scheinen nun zum Greifen nah.
Ronivaldo schoss Austria Lustenau ins Cup-Finale. Der erste Titel und Europacup scheinen nun zum Greifen nah.GEPA pictures
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2019 stellte sich Austria Lustenau neu auf. Mit dem Cup-Finale gelang nun ein Coup, die Bundesliga bleibt das große Ziel.

Lustenau/Wien. Austria Lustenau hat es wieder geschafft. Ein 1:0-Sieg im Zweitliga-Duell mit Wacker Innsbruck brachte die Vorarlberger wie schon 2011 ins Cup-Finale, am 1. Mai greifen sie nun als krasser Außenseiter im Klagenfurter Wörthersee-Stadion nach dem ersten bundesweiten Titel ihrer Vereinsgeschichte. Noch lang nach dem Abpfiff feierten die Fans im Lustenauer Stadion ihre Mannschaft und den Aufstieg. „Es ist nicht in Worte zu fassen, was die Mannschaft geleistet hat. Ich kann noch gar nicht realisieren, dass wir im Finale sind“, frohlockte auch Vorstandsmitglied Bernd Bösch.

Das umjubelte Goldtor erzielte Ronivaldo aus einem Foul-Elfmeter (43.). „Wir haben vieles richtig gemacht, in der zweiten Hälfte ist uns ein bisschen die Kraft ausgegangen. Wir hatten das glücklichere Ende auf unserer Seite, es war ein ausgeglichenes Spiel“, resümierte Lustenau-Trainer Roman Mählich, bei dem zunächst noch die Erleichterung regierte. „Ich freue mich, jetzt fällt eine Last ab. Im Lauf des Feierns wird noch die Euphorie kommen“, vermutete der Ex-Teamspieler.

Kompletter Neustart

Mit Austria Lustenau steht zum ersten Mal seit 2014 (St. Pölten) wieder ein Zweitligist im Cup-Finale. Für die Vorarlberger ist es die zweite Chance auf diesen Titel, die Premiere 2011 im Wiener Happel-Stadion ging mit 0:2 gegen Ried verloren. Sollte diesmal in Klagenfurt eine Sensation gelingen, würde das den 1914 gegründeten Klub nicht nur sportlich, sondern auch finanziell in neue Sphären hieven: Österreichs Cupsieger steigt nämlich im kommenden September in der Europa-League-Gruppenphase ein, was ein garantiertes Startgeld von rund drei Millionen Euro bringt. Im Fall einer Lustenauer Niederlage würde das Ticket wohl an den Bundesliga-Dritten gehen.

Doch schon den Finaleinzug darf der neue Lustenauer Vorstand als Erfolg verbuchen. Erst im Jänner 2019 wurde auf Antrag des Fanklubs Nordtribüne eine geheime Wahl durchgeführt, die Langzeitpräsident Hubert Nagel ob der Gegenstimmen (119:107) nach 22 Jahren zum Rücktritt bewog. Ein fünfköpfiges Gremium übernahm die Geschicke und vollzog einen kompletten Umbruch der Mannschaft: Neben Kapitän Ronivaldo stehen nur noch vier Spieler der Vorsaison im Kader. Das Übergangsjahr endete trotzdem mit einem Minus von 427.000 Euro, da das neue Ligaformat Einbußen bei den TV-Einnahmen brachte und die Einnahmen im Herbst unter den Erwartungen blieben.

So sprangen Mitglieder der Austria ein und übernahmen Haftungen, denn die grün-weißen Visionen im Ländle sind nach wie vor groß. Eine davon umfasst das 2016 initiierte grenzüberschreitende Projekt „Schweizer Ried“, das neben einem neuen Stadion auch einen Trainingscampus umfasst. Neben infrastrukturellen Maßnahmen sollen bald auch wieder Gewinne geschrieben werden, denn das klare Ziel ist die Rückkehr in die Bundesliga, der man von 1997 bis 2000 angehörte. In der laufenden Saison ist der Aufstieg angesichts von Platz sechs und 16 Punkten Rückstand auf die Spitze außer Reichweite, dennoch reichte die Austria als einer von nur fünf der 16 Klubs (neben Tabellenführer Ried, Austria Klagenfurt, Wacker Innsbruck und GAK) den Lizenzantrag für die Bundesliga ein.

Kaum wer will aufsteigen

Noch geringer sind die Aufstiegsambitionen in den drittklassigen Regionalligen. Mit WSC Hertha Wels, aktuell Vierter in der RL Mitte, hat abseits von Bundesliga-Amateurteams nur ein einziger Verein einen Lizenzantrag für die Saison 2020/21 der 2. Liga gestellt. Da es in der Regionalliga West keinen einzigen Interessenten für einen Aufstieg gibt, müssen heuer nur maximal zwei Teams aus der zweithöchsten heimischen Spielklasse absteigen. Aufsteigen dürfen nur Klubs, die mindestens Zweiter in der Regionalliga werden. Die besten Karten haben derzeit die Amateure von Sturm Graz (Tabellenführer RL Mitte) und SK Rapid Wien II (Zweiter RL Ost). (swi)

AUF EINEN BLICK

Das Cup-Finale steigt am 1. Mai (16.45 Uhr) im Wörtherseestadion in Klagenfurt. Mit Austria Lustenau spielt erstmals seit 2014 wieder ein Zweitligist um den Titel. Für die Vorarlberger ist es das zweite Cup-Finale nach 2011 (0:2 gegen Ried).

Für die Europacup-Tickets bedeutet das: Gewinnt Austria Lustenau den Cup, ist dem Zweitligisten die Gruppenphase der Europa League sicher. Andernfalls geht das Ticket wohl an den Liga-Dritten, da die Top zwei Champions-League-Qualifikation spielen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.03.2020)

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