Neuvorstellung

Mini Cooper SE: Neusiedlersee geht sich aus

Reichweite? Wie jedes E-Auto tut sich der Mini Cooper SE im urbanen Geläuf leichter, mit einer Akku-Ladung auszukommen.
Reichweite? Wie jedes E-Auto tut sich der Mini Cooper SE im urbanen Geläuf leichter, mit einer Akku-Ladung auszukommen.(c) Werk
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Minimundus aber schon nicht mehr, jedenfalls nicht von Wien aus. Wir üben den Elektro-Ernstfall-Ausflug mit dem neuen Mini Cooper SE.

Sehr optimistisch ist die Reichweiten-Prognose nicht, als wir in Wien Döbling bei vollem Akku den Kipphebel zum Starten drücken: 166 Kilometer steht da. Aber wie man weiß, ist ein solcher Wert verhandelbar – man kann sich verbessern. 23 Grad im Innenraum müssen es nicht sein, Klima auch nicht. Zur Sicherheit noch den verbrauchsoptimierten Modus aktiviert – na also. Über 200 km sehen wir trotzdem nicht.

Das erinnert an den BMW i3s, zu dem der Hersteller vor zwei Jahren freimütig feststellte: „Reichweite im Alltagsbetrieb bis 200 km.“ Ist ja auch als Stadtauto gedacht. Beim Mini sollen es 235 bis 270 km sein. Dabei benutzt er das gleiche Antriebspaket aus Elektromotor und Akku wie BMWs Solitär, wiegt aber, mangels aufwendiger Karbon-Bauweise, um 100 Kilogramm mehr. Vielleicht ist die Windschlüpfrigkeit des Mini eingerechnet, sie ist einen Hauch besser. Oder wirken neue, kluge Algorithmen Wunder.

Nur als Dreitürer

Was der elektrische Mini eindeutig besser kann: preislich dastehen. Für einen Mini ist er natürlich teuer, weil schon nah am Top-Modell John Cooper Works. Aber verglichen mit dem in der Produktion schon um die halbe Welt gereisten i3 und seiner exotischen Bauweise ist der Mini günstig.

Im BMW kommen manche nicht mit den Portaltüren zurecht, bei denen man zuerst vorn aufmachen muss, um die Fondtüren öffnen zu können. Der Mini hat hinten erst gar keine Türen. Den i3 lehnen manche seines Aussehens wegen ab – er hat aber auch Fans –, der Mini gibt optisch Everybody's Darling, wer wollte ihn nicht hübsch finden?

Ein paar stilistische Einlagen am Exterieur weisen diesen Cooper als Strom konsumierende Variante aus. Verglichen zum normalen Mini liegt er knapp zwei Zentimeter höher, aber das fällt nicht auf. Er braucht das für ausreichend Bodenfreiheit, nachdem die Akkus im Unterboden verbaut sind.

Die gleiche Spritzigkeit wie vom i3 (ob als s-Variante oder normal) darf man vom Mini nicht erwarten. Das liegt am Zusatzgewicht, mehr noch aber am Vorderradantrieb: Anders als der i3 mit Heckantrieb kommt die Vorderachse mit den überfallsartigen Drehmomentschüben, wann immer man fest ins Pedal steigt, nicht zurecht, jedenfalls im urbanen Geläuf. Eine diskrete Regelelektronik siebt deshalb die Newtonmeter, bevor sie geschlossen auf die Straße stürzen. Ein röhrender John Cooper Works wird da schon seine bittere Not haben.

Kilometer-Vorrat

Bei 150 ist dafür Schluss im Mini, aber das ist ohnehin weitaus mehr, als man sinnvollerweise vorhat. Schon bei 130 schmilzt der Kilometer-Vorrat schnell genug. Man muss die Hetzerei auf unseren Autobahnen ja nicht mitmachen.

Im Fahrbetrieb ist der Mini maximal unkompliziert, nur anhand eines neuen Tacho-Displays und akustisch zu unterscheiden: Klangeffekte zelebrieren das Hochfahren, das man ja nicht mehr Zündung nennen kann. Ein Schalter reguliert die Rekuperation auf Wunsch auf One-Pedal-Fahrbetrieb. Dass der Cooper SE um 190 Kilogramm – gemäß unseren Unterlagen – schwerer ist als der Cooper S mit Vierzylinder, das spürt man am bedeutungsvolleren Abfedern natürlich schon. Es entspricht zwei Erwachsenen, einem Kind und vollem Gepäckraum. Dieser ist genauso groß wie bei den konventionellen Modellen.

Als wir am See ankamen, auf der Wien zugewandten Seite, war der Akku auf 50 Prozent. Das zügelt ungemein wirkungsvoll. Auf der Rückfahrt waren wir den Lieferwagen im Weg, hielten dafür bei der Ankunft noch 34 km in petto.

MINI COOPER SE

Maße L/B/H 3845/1727/1432 mm. Radstand 2495 mm. Kofferraumvolumen 211–731 Liter Leergewicht (EU) 1440 kg.

Antrieb Hybrid-Synchronmotor, Leistung max. 135 kW (184 PS), Drehmoment max. 270 Nm bei 100–1000/min. Lithium-Ionen-Akku mit 93,2 Ah, 350,4 Volt. Energiegehalt brutto/netto 32,6 / 28,9 kWh.
0–100 km/h in 7,3 sec. Vmax 150 km/h.

Testverbrauch 18,5 kWh.

Preis ab 32.950 Euro.

Compliance-Hinweis:
Die Reisen zu Produktpräsentationen wurden von den Herstellern unterstützt. Testfahrzeuge wurden kostenfrei zur Verfügung gestellt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.03.2020)

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