Covid-19

Mehr Grenzkontrollen, weniger Operationen und Schulsperren durch Virus

PARIS-TERROR: LYC�E FRANCAIS DE VIENNE
PARIS-TERROR: LYC�E FRANCAIS DE VIENNE(c) APA/HERBERT P. OCZERET (HERBERT P. OCZERET)
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Regierung verhängt schärfere Einreisebestimmungen, die AUVA sagt nicht dringliche OP-Termine ab, nun sind alle Bundesländer betroffen.

Am Freitagabend gaben Bundeskanzler Sebastian Kurz, Gesundheitsminister Rudolf Anschober und Innenminister Karl Nehammer ein neues Maßnahmenpaket bekannt, mit dem die Verbreitung des Virus in Österreich eingedämmt werden soll. Konkret werden nun die Direktflüge von Iran, Südkorea, Mailand und Bologna nach Österreich eingestellt. Auch kommen nun punktuelle Gesundheitskontrollen an der Grenze zu Italien. Ziel ist, den Grenzverkehr zu Italien zu reduzieren und nicht notwendige Fahrten im Grenzgebiet zu vermeiden. Der dritte Punkt des Maßnahmenpaketes: Drittstaatsangehörige aus Regionen, in denen eine Corona-Reisewarnung des Außenministeriums gilt, müssen bei der Einreise nach Österreich nun ein Gesundheitszeugnis vorlegen, das nur wenige Tage alt sein darf.

Alle Maßnahmen gelten vorerst befristet für die Dauer von zwei Wochen; neben Italien stehen Südkorea, China und Iran im Fokus der Behörden. Wobei Anschober erklärte, dass gerade aus dem Iran besonders beunruhigende Nachrichten kämen. Aber auch aus der Lombardei gebe es „sehr ernst zu nehmende Zuwächse.“ Hier werde man Italien nach allen Kräften unterstützen.

Zu den Gesundheitskontrollen an der Grenze zu Italien erklärte Nehammer, diese würden stichprobenartig erfolgen, ähnlich wie auf Flughäfen. Kontrolliert würden vor allem Fahrzeuge mit Nummernschildern aus den betroffenen Regionen. Durchgeführt werden diese Gesundheitskontrollen von einem Ärzteteam, das mit der Polizei zusammen arbeitet. Die Absage von Großveranstaltungen stehe momentan nicht zur Diskussion, wurde betont. Aber jeder Veranstalter müsse eine entsprechende Risikoanalyse machen.

Nebenbei gab Anschober bekannt, dass die EU am Freitag „eine Sammelbestellung für Gesichtsmasken am internationalen Markt“ in Auftrag gegeben hätte, um Engpässe in den Mitgliedsländern zu vermeiden und „langfristig ausreichende Kapazitäten“ zu haben.

Gleichzeitig betonte der Gesundheitsminister: Drastische Maßnahmen wie Schulschließungen in Italien zeichnen sich derzeit nicht ab. Dennoch häuften sich am Freitag die Vorfälle in Schulen. So blieb in Wien die erste Volksschule vollständig geschlossen. Zwei Lehrerinnen der Galileigasse in Wien-Alsergrund waren in Verdacht geraten, sich mit dem Virus infiziert zu haben – nachdem sie Kontakt mit einer Kärntnerin hatten, bei der nun Covid-19 nachgewiesen wurde. Rund 200 Schüler und 35 Lehrpersonen blieben deshalb zu Hause. Wegen Kontaktes zu derselben Person wurde auch die Privatschule International School Carinthia in Velden geschlossen.

Informationssperre?

Die Sperre der Wiener Volksschule wurde in Absprache mit der Wiener Bildungsdirektion und der Gesundheitsbehörde veranlasst, sagte ein Sprecher aus dem Büro des Gesundheitsstadtrats Peter Hacker zur „Presse“.

Missverständliche Informationen und vorschnelle Entscheidungen wie vor zwei Wochen, als das Gymnasium Albertgasse wegen eines Verdachtsfalls mit einem Großaufgebot der Polizei abgeriegelt wurde, sollen wohl in Zukunft vermieden werden. Das zeigt auch die Informationssperre, die den Schulen offenbar auferlegt wurde. So wurde in der Direktion der Galileigasse auf Nachfrage der „Presse“, ob die Sperre der Schule bestätigt werden könne, auf die Zuständigkeit der Bildungsdirektion Wien verwiesen. Dort wiederum hieß es, lediglich das Büro Hacker könne Informationen herausgeben. Was dann, wenn auch etwas verspätet, geschah.

In der Privatschule Lycée Français, ebenfalls in Wien-Alsergrund, wurde ein ganze Klasse in häusliche Quarantäne geschickt, nachdem ein Schüler am Donnerstag positiv getestet worden war. Betroffen sind auch dessen Mutter und ihr zweiter Sohn. Alle drei befinden sich in häuslicher Quarantäne. Die Familie dürfte sich bei einer Veranstaltung im Elsass infiziert haben. In der betroffenen Klasse fand am Freitag kein Unterricht statt. Ob bei den Schülern Tests auf Sars-CoV-2 durchgeführt werden, hängt davon ab, ob sie Symptome entwickeln.

Ein ähnliches Szenario gab es in Niederösterreich: Am Gymnasium Stockerau (Bezirk Korneuburg) wurde ein Mädchen positiv getestet, wie am Freitag bekannt wurde. Mitschüler und Lehrer der Infizierten befinden sich in häuslicher Quarantäne, gab das Büro von Niederösterreichs Gesundheitslandesrätin, Ulrike Königsberger-Ludwig, bekannt. Sollten Symptome auftreten, würden sie ebenfalls getestet.

Indessen stieg die Zahl der Fälle in Österreich am Freitag auf mehr als 63 an. Die meisten traten in Wien und Niederösterreich auf, und auch im Burgenland wurden am Freitagabend die ersten vier Fälle bestätigt. Damit wurde das Virus nun in allen Bundesländern nachgewiesen.
In Oberösterreich, das am Donnerstagabend seinen ersten offiziellen Coronavirus-Fall meldete, wurde die Ordination des behandelnden Hausarztes für 14 Tage geschlossen. Die Patientin hatte sich bei dem Arzt wegen möglicher Symptome gemeldet, worauf der Mediziner sie in seine Praxis nach Linz bestellte. Obwohl die Person isoliert behandelt wurde, gehe man lieber auf Nummer sicher, hieß es.

Nebenbei: An die Teilnehmer der Klubtagung der Wiener SPÖ am Montag im burgenländischen Frauenkirchen wurden nun Hygienevorschriften verschickt. Unter dem Motto „Freundschaft trotz Coronavirus“ sind alle Genossen angehalten, Händeschütteln und Umarmungen tunlichst zu vermeiden.

(twi/apa)

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