Schlösser und Burgen

Vielseitige Anwesen mit jeder Menge Vorfahren

Das Schloss Rothenhof in Emmersdorf trägt die Handschrift des Bildhauers Johann Hutterer.
Das Schloss Rothenhof in Emmersdorf trägt die Handschrift des Bildhauers Johann Hutterer.(c) Re/Max pro
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Ob Hotel, Schule, Gastgarten oder Privatgemächer: Hier hat alles Platz.

Sie bilden mengenmäßig das kleinste Segment des heimischen Luxusimmobilienmarkts, in Sachen Quadratmeter schlagen sie aber die meisten anderen Objekte um Längen: Gerade einmal 20 bis 30 Schlösser und Burgen sind jährlich in Österreich auf dem Markt, den Besitzer wechseln davon höchstens eine oder zwei Handvoll Anwesen. Denn wer seinen herrschaftlichen Wohnsitz verkaufen will, braucht vor allem eines, und das ist Geduld. Drei bis sechs Jahre beträgt die sogenannte Vermarktungsdauer – also die durchschnittliche Zeit, die es braucht, um einen neuen Schlossherrn oder ein neues Burgfräulein zu finden.

Gerade diese Liegenschaften haben oft aufgrund ihrer langen Familiengeschichte für den Verkäufer einen gefühlt besonders hohen Wert, den der Markt aber nicht unbedingt hergibt. Denn dieser berechnet sich weniger durch die Anzahl gekrönter oder zumindest geadelter Vorfahren, sondern vielmehr durch die berühmte Lage, Lage, Lage, die Größe und den Erhaltungszustand. Zuschläge gibt es für Anwesen, von denen sich innerhalb einer Autostunde eine Landeshauptstadt erreichen lässt, deren Substanz gut erhalten ist und regelmäßig modernisiert wurde und die wahlweise für ein Wohnschloss nicht zu groß oder für eine Eventlocation oder Hotelprojekt nicht zu klein ist.

► Das Vier-Sterne-Hotel

Oder auch beides: Wie das derzeitig zum Verkauf stehende, erstmals 1347 dokumentarisch erwähnte Schloss Mühldorf in Feldkirchen an der Donau, das einerseits als Wohnsitz dient, gleichzeitig aber ein Vier-Sterne-Hotel beherbergt. Das setzt eine durchaus großzügige Anzahl von Wohnquadratmetern voraus – 3976, um genau zu sein. 900 Quadratmeter davon verteilen sich auf die drei Wohnungen, die jeweils eine gesamte Etage belegen.

Interieur des Schlosses Mühldorf in Feldkirchen an der Donau.
Interieur des Schlosses Mühldorf in Feldkirchen an der Donau.Hendrich Real Estate

Der Hotelkomplex mit insgesamt 70 Betten ist im einstigen Meiereihof sowie zwei zugebauten Pavillons untergebracht. Dort befinden sich neben den 35 Zimmern ein Restaurant, drei Veranstaltungsräume und ein Spa-Bereich. Im gut 2,3 Hektar großen Schlosspark mit seinem Altbaumbestand gibt es einen Schwimmteich, eine historische Gliederung mit Sichtachse zum Schloss und eine alte Schlossmauer. Daran Gefallen fanden unter anderem bereits Künstler wie Robbie Williams, die Scorpions, Nena oder Phil Collins. Ein derzeit dazugepachteter Fußballplatz im Süden des Anwesens hat in der Vergangenheit außerdem dafür gesorgt, dass prominente Fußballspieler hier ihr Trainingslager aufgeschlagen haben. Vermittelt wird Schloss Mühldorf über Hendrich Real Estate, aufgerufen sind dafür zwölf Millionen Euro.

► Wald und Klassenzimmer

Das Schloss Drauhofen in Spittal hat dagegen sein vergangenes Jahrhundert als landwirtschaftliche Schule verbracht: 1917 hat es das Land Kärnten übernommen und mit Umbauten und Restaurierungen begonnen, 1965 und 1987 wurden weitere Trakte angebaut. Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Anwesen bereits im zwölften Jahrhundert, erstmals umfangreicher ausgebaut wurde es im 16. und 17. Jahrhundert, während der Blütezeit des Gold- und Silberabbaus in der Region. Herausgekommen ist dabei ein bis heute erhaltener Bau mit drei Trakten, die jeweils von einem sechseckigen Turm mit Pyramidendach begrenzt werden.

Das Schloss Drauhofen in Spittal wurde als Schule genutzt.
Das Schloss Drauhofen in Spittal wurde als Schule genutzt. Re/Max pro

Im Erdgeschoß des Schlosses sind noch spätgotische Fenster erhalten, im Obergeschoß der vorspringenden Südwestfassade gibt es eine Pfeilerarkade, die inzwischen verglast ist. Die modernen Zubauten aus dem vergangenen Jahrhundert beherbergen vor allem Klassenzimmer und Heimplätze der Schüler, außerdem gibt es ein Lehrerhaus und Stallungen. Insgesamt umfasst das Anwesen mehr als 8000 Quadratmeter Nutzfläche und 77.000 Quadratmeter Grund, die in unterschiedlichen Optionen zum Verkauf stehen: Entweder kann das Schloss samt Gelände oder nur die dazugehörige 50 Hektar große Forst- und Landwirtschaft erworben werden oder beides zusammen. Vermittelt werden all drei Optionen über Re/Max pro in Klagenfurt.

► Mit Burgtheater-Charme

Schloss Rothenhof im niederösterreichischen Emmersdorf ist dagegen seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts in Privatbesitz und kann außerdem auf einen prominenten ehemaligen Bewohner verweisen: den Bildhauer Johann Hutterer, der durch den Bau des Wiener Burgtheaters berühmt geworden ist und dem Schloss aus dem zwölften Jahrhundert ab 1883 seine heutige Eleganz verschafft hat. Er ließ die Türme erhöhen und legte einen Park an, was bis heute den Charme des Hauses prägt. Im Schlosspark neben dem alten Baumbestand findet sich ein Pool, im grundsanierten Inneren treffen Geschichte und Moderne aufeinander: Alte Gewölbe, Holzdecken und Rundbogentüren werden von modernen Bädern kontrastiert. Auf einer Anhöhe gelegen und mit Blick auf das Benediktinerstift ziehen das Restaurant im Erdgeschoß und der dazugehörige Gastgarten derzeit noch Besucher an, möglich ist aber auch eine Nutzung als Privatschloss. Aktuell gibt es auf den knapp 450 Quadratmetern Nutzfläche auf zwei Etagen fünf Wohneinheiten, außerdem kann der Dachboden ausgebaut werden. Vermittelt wird das Schloss über Fonro Immobilien in Amstetten, aufgerufen sind dafür 1,29 Millionen Euro.

► Ehemaliges Jagdschloss

Ein vergleichsweise jugendlich-intimes Anwesen ist das ehemalige Jagdschloss Wolfstein in der Marktgemeinde Dunkelsteinerwald, das um die Jahrhundertwende von einer Industriellenfamilie errichtet wurde. Hier beträgt die Wohnfläche gerade einmal 470 Quadratmeter, was für Schlossverhältnisse sehr überschaubar ist, die aber effizient genutzt werden. Im Untergeschoß befinden sich neben dem Jagdzimmer und dem Entree ein großer und ein kleiner Speisesaal, eine Bar und eine Gastronomieküche; in der oberen Etage sind sechs und im Dachgeschoß weitere vier Gästezimmer untergebracht. Auf dem 1,3 Hektar großen Gelände gibt es außerdem mit dem „Waldhaus“ und dem „Sommerhaus“ zwei weitere kleine Gebäude, die an Gäste vermietet werden. Hinzu kommen ein Pool samt Poolhaus sowie eine kleine Allee, die für eine standesgemäße Vorfahrt sorgt. Vermittelt wird das Anwesen über Spiegelfeld Immobilien. Der Preis liegt bei 850.000 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.03.2020)

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