Afrika

Sambia: Viele Tote durch Lynchmorde nach Serie von Gasangriffen

APA/AFP/GUILLEM SARTORIO
  • Drucken

In dem afrikanischen Land werden seit Monaten Menschen von Unbekannten mit Gas narkotisiert und beraubt. Manchen nahm man Blut ab, angeblich zu rituellen Zwecken. Mittlerweile wurden viele Verdächtige vom Mob getötet. Regierung und Opposition werfen einander vor, mit den Gasattacken zu tun zu haben.

Der südafrikanische Staat Sambia wird von einer Welle der Gewalt heimgesucht, im Zuge derer in den vergangenen Wochen an verschiedenen Orten mindestens 50 Personen von aufgebrachten Menschenmassen gelyncht wurden.

Der Grund für diese Übergriffe ist äußerst mysteriös bis bizarr: Seit einigen Monaten gibt es im Land eine unheimliche Serie von Gasangriffen auf gewöhnliche Bürger: Dabei setzen Unbekannte an den verschiedensten Orten, etwa in Schulen, Läden, Fahrzeugen und Haushalten, gasförmige Chemikalien frei, um damit Menschen zu narkotisieren. Wenn das gelang, wurden die Menschen ausgeraubt; es gibt aber auch Berichte, dass man manchen davon Blut entnommen habe, gerüchtehalber ist sogar von der Entnahme von Organen und Körperteilen die Rede.

Laut BBC würde in letzteren Fällen Hexerei als Motiv angenommen, denn das Blut oder die Körperteile könnten magischen Ritualen dienen.

Kritik an erfolgloser Polizeiarbeit

Die unheimlichen Angriffe begannen laut Berichten in Chingola, einer Bergbaustadt nahe der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo, und verbreiteten sich rasch im Land. Angesichts aufkommender Panik und Verunsicherung der Bürger rückte das Militär aus. Mehrere Staaten, darunter die USA, haben sogar Reisewarnungen deswegen erlassen.

Mehrfach wurden Verdächtige verhaftet, aber es scheint hinter diesen kein System zu stecken, und angeblich soll noch keiner davon angeklagt worden sein. Experten der Polizei wollen das benutzte Gas identifiziert haben, den Namen aber nicht preisgeben, aus Furcht vor Nachahmungstätern.

Unterdessen kursieren Gerüchte und Verschwörungstheorien, wonach entweder die Regierung oder die Opposition des 18-Millionen-Landes für die Gasattacken verantwortlich sei, als Racheaktionen an Anhängern der jeweils anderen Seite.

Präsident verdächtigt Religionsführer

Präsident Edgar Lungu von der Partei „Patriotische Front" meinte am Freitag in einer Rede vor dem Parlament in Lusaka, dass gewisse Anführer christlicher Kirchen sowie Stammeshäuptlinge zu den Lynchmorden an Verdächtigen aufgerufen hätten. Dabei hätten die Betreffenden auch die verbreitete Kritik an der angeblich untätigen Polizei ausgenützt, um den Mob anzustacheln, und würden gezielt Angriffe auf Unschuldige auslösen.

„Wir wurden Zeugen gnadenloser Morde", sagte Lungu unter Hinweis auf einige der Gasangriffe. „Wir wurden aber auch Zeugen gnadenloser Reaktionen".

Lungu wollte, was die verdächtigen Religions- und Stammesführer betrifft, keine Namen nennen. Es dürfte bei Ersteren allerdings um einige Führer protestantisch-freikirchlicher Gruppen gehen, die in Sambia, einer laut Verfassung christlichen Nation, verbreitet sind und viel Macht haben. Die Regierung will nun eine Kommission einsetzen, um die Phänomen der Gasangriffe sowie die Lynchmorde zu untersuchen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.