Tourismus

Coronavirus: Staat haftet für Kredite an betroffene Hotels

Leere Hallen auf dem Tokioter Flughafen, leere Betten in den österreichischen Hotels.
Leere Hallen auf dem Tokioter Flughafen, leere Betten in den österreichischen Hotels. (c) REUTERS (Stoyan Nenov)
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Urlauber aus Asien bleiben aus, die Hoteliers vermelden Umsatzeinbrüche. Österreich springt mit 100 Mio. Euro Notkrediten ein.

Wien. Die rasche Ausbreitung des Covid-19-Virus hemmt nicht nur die Reiselust vieler Österreicher, sie bringt auch den heimischen Tourismus in Bedrängnis. Urlauber aus China, Japan, Südkorea und Italien bleiben aus. Hotels berichten von Stornowellen und beginnen teilweise bereits mit dem Abbau von Mitarbeitern. Erst am Donnerstag sorgte Wien mit der vorläufigen Absage eines für März geplanten Radiologenkongresses für Aufregung. Die Veranstaltung hätte 23.000 Besucher in die Bundeshauptstadt gebracht. Das am Mittwoch vorgestellte Corona-Hilfspaket über zehn Millionen Euro sei bei Weitem nicht genug, klagte die Branche am Donnerstag.

Mit Erfolg. Schon Freitagfrüh legte die Koalition nach: Die Republik Österreich werde Haftungen für bis zu 100 Millionen Euro an Überbrückungskrediten für betroffene Hotels übernehmen, verkündeten Tourismusministerin Elisabeth Köstinger und Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer (beide ÖVP). Die Kredithaftungen sollen bereits beim nächsten Ministerrat kommende Woche abgesegnet werden und wenig später verfügbar sein.

Hilfe nur für Familienbetriebe

Die fehlenden Touristen aus China und Italien hinterlassen – je nach Region – „eine riesige Lücke“, sagte Köstinger. Besonders Hoteliers in Städten und entlang der Donau seien stark betroffen. Für eine genaue Einschätzung der Auswirkungen sei es noch zu früh.

Laut einer Umfrage der Hoteliervereinigung (ÖHV) melden aktuell drei Viertel der Betriebe Buchungsrückgänge. Dies würde sich auch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar machen: 11,5 Prozent der Beherbergungsbetriebe hätten bereits Mitarbeiter abgebaut. Genau das solle mit der Übernahme der Kredithaftungen nun verhindert werden, sagte WKO-Chef Harald Mahrer. Ziel sei es, betroffenen Betrieben die notwendige Liquidität zu sichern, damit diese Löhne und andere laufende Kosten trotz des Buchungsrückgangs weiter bedienen könnten. Anspruch auf die Kredithaftung haben allerdings nur familien- und inhabergeführte Betriebe, so Köstinger, keine internationalen Ketten. Rund 85 Prozent aller Tourismusbetriebe in Österreich sind in Familienhand.

Konkret wird die Haftung der Republik von der Hotel- und Tourismusbank (ÖHT) übernommen. Die Kredite selbst sollen von den Hausbanken der einzelnen Unternehmen ausgegeben werden. Die staatliche Haftung sorge dafür, dass die Betriebe die Darlehen überhaupt noch − und außerdem zu guten Konditionen bekommen, sagte ÖHT-Vorstand Wolfgang Kleemann. Der Bund übernimmt eine einmalige Haftungsgebühr von einem Prozent der Kreditsumme und dann eine jährliche Gebühr von 0,8 Prozent. Bei voller Ausschöpfung und einer dreijährigen Laufzeit würden der Republik Kosten bis zu 3,4 Millionen Euro entstehen. Dazu kommen mögliche Kreditausfälle, für die letztlich die Republik geradestehen müsste. Kleemann geht davon aus, dass die Branche mit den 100 Millionen Euro auskommen wird.

Zigtausende Gäste zu wenig

An Kandidaten für die staatliche Kredithilfe mangelt es nicht. Schon am Donnerstag sorgte die Absage des erwähnten Radiologenkongresses für Aufregung. Die Veranstalter wollen sich bei Bund und Land schadlos halten. Ein anderes Beispiel kommt aus dem Bundesland Salzburg: In einem Hotel in Untertauern wurde ein deutscher Urlauber positiv auf das Coronavirus getestet. Der Betrieb muss zwei Wochen lang zusperren, die Mitarbeiter wurden unter Quarantäne gestellt. Das Hotel werde wohl eines der ersten sein, das einen Überbrückungskredit beantragen werde, so Kleemann. (auer)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.03.2020)

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