Interview

Stefan Ruzowitzky: „Bei Hesse gibt es nichts zu lachen“

Stefan Ruzowitzky macht gern Filme für ein großes Publikum und wählt bewusst eine eingängige Bildsprache: Er will verstanden werden.
Stefan Ruzowitzky macht gern Filme für ein großes Publikum und wählt bewusst eine eingängige Bildsprache: Er will verstanden werden. (c) AKOS BURG
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Oscar-Preisträger Stefan Ruzowitzky hat eine überraschend humorvolle Adaption von „Narziss und Goldmund“ gedreht. Ein Gespräch über selbstgefällige Intellektuelle, innige Freundschaften und einen Käseigel als Störfaktor.

Die Presse: Was haben Sie in Ihrer Jugend gelesen? Waren auch Romane von Hermann Hesse darunter?

Stefan Ruzowitzky: Meine Lieblingsbücher waren „Krabat“ von Otfried Preußler und „Narziss und Goldmund“, deshalb habe ich ja sofort zugeschlagen, als man mir anbot, die Erzählung zu verfilmen. Diese schöne Vorstellung, dass es zu einem anderen Menschen eine Verbindung gibt über weltanschauliche Gräben hinweg, eine Verbindung, die bestehen bleibt! Es gibt ja Freunde, die trifft man nach Jahren wieder und spürt gar nicht die Zeit, die dazwischen vergangen ist. Den „Steppenwolf“ dagegen habe ich abgebrochen, weil ich diesen zynischen, selbstgefälligen, den Pöbel verachtenden Intellektuellen ganz unangenehm fand. Bei der Vorbereitung für den Film habe ich wieder alles Mögliche von Hesse gelesen, aber den „Steppenwolf“ habe ich auch jetzt nicht geschafft. Vielleicht, weil ich diese Leute ja auch aus dem wirklichen Leben kenne – und nicht mag.

Beim Wiederlesen: Woran konnten Sie sich bei „Narziss und Goldmund“ noch erinnern?

Zum einen an Goldmunds künstlerisches Erweckungserlebnis, wobei ich mich da getäuscht habe. Ich war mir sicher, er hatte es vor einem Altar, dieses Bild hat sich in meinem Gehirn festgesetzt, aber es war in Wirklichkeit eine Skulptur. Und zum anderen an jene Passage, in der Goldmund Zeuge einer Geburt wird und und sieht, dass der Ausdruck einer Gebärenden dem einer Frau ähnelt, die einen Orgasmus hat. Das fand ich als Siebzehnjähriger wohl interessant.

Und die Sexszenen waren Ihnen damals egal? Die sind Ihnen nicht im Gedächtnis geblieben? Hesse wird da ja ziemlich explizit.

Das wichtigste Thema war für mich die Freundschaft. Die Liebe, die Lebenswege, auch die Kunst waren für mich eher eine Art Bonusmaterial.

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