Auf der Flucht im eigenen Land. Kinder spielen am Zaun eines Lagers für intern Vertriebene im nordsyrischen Dorf Deir Hassan in Idlib, nahe der Grenze zur Türkei.
Syrien

Gefangen zwischen Assad und Islamisten

Die Region um Idlib im Norden Syriens ist die letzte Hochburg der Opposition. Hierher sind zahlreiche Zivilisten vor der Armee des Regimes geflohen. Zugleich leiden sie unter der Herrschaft der Extremisten, die Idlib kontrollieren.

Das dicke Teppichbodenstück will nicht so recht brennen, das Fadi Hafiz in den kleinen, verrosteten Eisenofen steckt. Erst mit einer zerknüllten Plastiktüte als Anzünder beginnt das Feuer langsam zu lodern. Benzin, Holz und Kohle kann sich der 28-jährige Familienvater nicht leisten, wie die meisten der anderen Flüchtlinge, die alle Hals über Kopf ihre Wohnungen und Häuser zurücklassen mussten. Sie flohen vor den heranrückenden Truppen der syrischen Armee und den Luftschlägen des russischen Verbündeten des Assad-Regimes. „Ständig schlugen Bomben ein, und es wurde geschossen“, erzählt Hafiz, der mit seiner Frau und zwei Kindern aus Sarmin geflüchtet ist, einem der Hauptangriffsziele der syrischen Armee in den vergangenen Wochen. „Es gab kein Krankenhaus mehr, keinen Strom und nur wenig Wasser“, sagt Hafiz und setzt eine blecherne Teekanne auf den brennenden Ofen.

Damaskus hatte im April eine groß angelegte Offensive in Idlib gestartet, um die letzte Hochburg der Opposition zu erobern. In der nordwestlichen Provinz des Landes sitzen die verbliebenen Rebellen im Kampf gegen das Assad-Regime – vorwiegend radikale Islamisten, die auch vor Anschlägen im Westen nicht zurückscheuen. Aber Idlib ist auch die Heimat von unschuldigen Menschen, die fliehen mussten. Eine Million Bewohner Idlibs sind nach Schätzungen der UN seit Dezember in Idlib auf der Flucht. 80 Prozent davon sind Frauen und Kinder, die bei eisigen Temperaturen im Winter besonders anfällig sind.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

March 5, 2020. - Russia, Moscow. - Turkey s President Recep Tayyip Erdogan (left) and Russia s President Vladimir Putin
Syrien-Konflikt

Putin und Erdoğan einigen sich auf Waffenruhe und „Sicherheitskorridor“

Die beiden Präsidenten demonstrierten bei ihren gestrigen Treffen Eintracht – trotz des zuletzt gestiegenen Misstrauens.
An internally displaced Syrian girl inspects the area from a broken window of a van in an IDP camp located near Idlib
Leitartikel

Putin und Erdoğan führen das machtlose Europa in Syrien vor

Die EU ist direkt betroffen vom Bürgerkrieg in Syrien. Umso beschämender ist es, dass die Europäer nichts mitzureden haben. Ihnen fehlt jeglicher Plan.
Ein türkischer Militärkonvoi in dewr Nähe von Idlib.
Syrienkonflikt

"Die Türkei muss einen Teil Syriens annektieren – oder aufgeben"

Gareth Jenkins, einer der angesehensten Experten zum türkischen Militär, glaubt im Gespräch mit der „Presse“, dass Ankara langfristig nur zwei Optionen hat. Zudem seien die aktuellen Ereignisse eine Art Ablenkungsmanöver - und zwar von Syrien.
Syrien

Eskalation in Syrien: Assads Verbündeter Iran droht Türkei

Im ständigen militärischen Hin und Her im Kampf um die Rebellenprovinz Idlib meldete das Regime in Damaskus die Zurückeroberung einer strategisch wichtigen Kleinstadt. Der türkische Präsident Erdoğan hofft, dass nach seinem Treffen mit Putin am Donnerstag die Waffen ruhen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.