NEUWAHL: PAMELA RENDI-WAGNER
„Political Animal“

Was Politiker erfolgreich macht

Hat Pamela Rendi-Wagner nun politischen Instinkt oder nicht? Was die ÖVP anders machte als die SPÖ, was Christian Kern und Sebastian Kurz unterscheidet - auf der Suche nach dem politischen Gespür.

„Im Zweifel sollte man ,Ja‘ sagen“, meinte Pamela Rendi-Wagner auf die Frage, was für sie gegen den SPÖ-Vorsitz spräche. Das war wenige Tage nach ihrem Aufstieg an die Spitze der österreichischen Sozialdemokratie im September 2018. Christian Kern hatte gerade einigermaßen entnervt und einigermaßen überraschend hingeworfen. Rendi-Wagner war da eineinhalb Jahre lang SPÖ-Mitglied gewesen. Nun sollte sie – nach einer Karriere als Wissenschaftlerin, einer Karriere als Beamtin und einer Karriere als Gesundheitsministerin – die Partei übernehmen. Sie hatte „Ja“ gesagt.

Was der Beginn der Erzählung einer Quereinsteigerin hätte werden können, die mit dem althergebrachten Politischen bricht, ist schnell zu einer Erzählung des Scheiterns geworden. Rendi-Wagner taucht im Herbst 2018 zuerst ab, lernt jenen Politiksprech, den man ihr heute als unauthentisch ankreidet, übt Politikerposen. Statt der neuen Parteichefin sah man ihre männlichen Kollegen, die die Platzhirsche gaben.

Die Zwischenrufe sind seither nicht leiser geworden, das Reingrätschen nicht seltener. Ganz Österreich, so scheint es, weiß, was Rendi-Wagner besser machen könnte. Klug und sympathisch sei sie ja, aber eine erfolgreiche Politikerin, ein Political Animal,wie das in der Fachsprache heißt – das sei sie nicht.

„Ein Political Animal besitzt ein grundsätzliches Verständnis für Politik, das politische Gespür“, sagt Politik- und Strategieberater Thomas Hofer, „und das hat man – oder man hat es nicht.“ Der politische Instinkt schien Rendi-Wagner schon am Anfang zu fehlen, als sie etwa den Außenauftritt ihrem Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda überließ. „Man ist am Anfang stark“, sagt Hofer. Rendi-Wagner, meint er, hätte die „strategisch ganz, ganz schlecht aufgestellte“ SPÖ gleich zu Beginn mit Bedingungen konfrontieren müssen. Change Party, Change Country, so das Motto, sagt Hofer: Verändere deine Partei, dann verändere das Land.

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