Neues Buch

Die Suche nach Marie Schwarz

Sieben Schriftstellerinnen denken eine mögliche Biografie der 1807 geborenen Wienerin weiter. Viel wissen wir nicht über die weltweit erste Besitzerin eines Sparbuches. Auszüge aus einem neuen Buch.

Du bist vierzehn Jahre alt, du heißt Marie, deine Haare sind wieder braun, Aziz hat dich letzte Woche geküsst, aber du hast ihn nicht so richtig zurückgeküsst, du weißt nicht so recht. Er ist nett, er macht dir deswegen keinen Stress, nicht wie Lukas letztes Jahr. Du hast jetzt einen Büchereiausweis und liest viel, was deine Mutter verrückt macht, weil du ständig ein Buch vor dem Gesicht hast, dabei redet sie ohnehin nicht wirklich mit dir und du hast keine Lust, mit ihr vor dem Fernseher zu sitzen oder dich ständig um deinen kleinen Bruder zu kümmern. Du gehst noch immer gern in die Schule. Du hast immer noch gute Noten. Heute hat dich die Glück nach der Mathestunde zur Seite genommen und dir ein Kuvert in die Hand gegeben.

Mach's auf, sagte die Glück. Du hast sie angesehen, und es aufgemacht. Es war ein kleines Heft in dem Kuvert, ein Sparbuch.
Schlag's auf, sagte die Glück.

Du hast es aufgeschlagen, und da stand dein Name drin: Marie Chantal Schwarz. Und dein Geburtsdatum. Und auf der nächsten Seite stand ein Betrag: 500 Euro.

Du hast die Glück ungläubig angesehen, aber sie hat dir gesagt, dass es dein Sparbuch ist, dass du es gewonnen hast, mit diesem Guthaben darauf.

Wie, gewonnen?

Die Glück hat gesagt, es sei wie so eine Art Ministipendium, ein ganz neues, es werde vergeben für besondere schulische Leistungen, zum ersten Mal, an ausgewählte Schülerinnen, und sie habe dich vorgeschlagen, und heute sei der Bescheid gekommen, dass die Wahl auf dich gefallen sei, du seist die erste Stipendiatin.

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