China vermeldet so wenig Neuinfektionen wie noch nie seit der landesweiten Statistikerhebung. Eine ungetrübte Erfolgsgeschichte ist der Kampf der Volksrepublik gegen das Coronavirus jedoch trotzdem nicht.
Am Samstag traten die Parteikader von Wuhan, dem Epizentrum des Virus, zum ersten Mal voller Selbstbewusstsein vor die Öffentlichkeit. Die Stadt werde eine „Dankbarkeitskampagne“ einführen, um Xi Jinping und der Partei für die „positive Energie“ im Kampf gegen das Virus zu danken. Die neue Propaganda stellt einen Wendepunkt dar: China fühlt sich nun selbstbewusst genug, um den Kampf gegen das Virus als Erfolgsgeschichte zu verkaufen.
Seit Anfang Dezember vergangenen Jahres wütet das Coronavirus bereits in China, doch abseits der mit über 90 Prozent aller Fälle am stärksten betroffenen Provinz Hubei scheint das Land die Epidemie im Griff zu haben – wenn man den offiziellen Zahlen glauben kann: Die Anzahl an geheilten Patienten ist bereits deutlich höher als die der täglichen Neuinfektionen. Am Samstag meldeten die Gesundheitsbehörden in ganz China 28 Tote und 104 Neuinfektionen, die niedrigste Rate seitdem ab 20. Jänner landesweite Statistiken publiziert wurden. Dabei entfallen nur 25 Infizierte auf die Provinzen außerhalb des unter Quarantäne stehenden Hubei. Von diesen wiederum seien alle bis auf eine einzige Person aus dem Ausland eingeflogen. Gleichzeitig haben fast 1700 Coronapatienten die Spitäler geheilt verlassen.
Hoher Preis. Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass Pekings drastische Maßnahmen geholfen haben, das Virus im Zaum zu halten. Den Preis für diesen epidemiologischen Erfolg muss die Bevölkerung jedoch teuer bezahlen. Kein anderes Land hat derart strikte Quarantänemaßnahmen getroffen, laut Schätzungen lebt die Hälfte der Bevölkerung unter Einschränkungen: Millionen können ihre Familien und Lebenspartner nicht sehen, dürfen über Wochen ihre eigenen vier Wände nicht verlassen, leiden unter Einsamkeit, Verdienstausfällen und ungesunder Ernährung.