Huawei ohne Apps von Google. Wie das funktioniert, nächste Woche.
Huawei Mate Xs Testbericht

Die Chinesen falten anders

Jetzt zieht Huawei bei den faltbaren Geräten nach und bringt den Nachfolger, das Mate Xs, weltweit auf den Markt. „Die Presse“ hat das Device getestet.

Mit einem Jahr Verspätung kommt in die Smartphone-Branche nun doch noch Flexibilität. Nach Startschwierigkeiten beim Display, dem Scharnier und der Produktion hat Samsung aktuell zwei faltbare Smartphones im Angebot. Und auch die Nummer zwei am Markt will von Beginn an vorne mitmischen. Mit einem ungewöhnlichen Ansatz.

Während bei Samsung nach innen gefaltet wird, egal, ob horizontal oder vertikal, wird das Mate Xs von Huawei nach außen gebogen. Das fühlt sich falsch an. Das legt sich zwar, aber die Angst um das Display bleibt. Wobei es stabiler wirkt als vor einem Jahr.

Drumherum gewickelt. Dem Konzept bleibt Huawei treu. Beim Nachfolger des Mate X haben die Chinesen vor allem am Scharnier gearbeitet. Klang es vor einem Jahr noch, als würde in einem Horrorfilm eine Tür langsam geöffnet werden, ist es jetzt fast geräuschlos. Nur die letzten Millimeter kramt das Scharnier, aber das gehört so, erklärt ein Huawei-Mitarbeiter gegenüber der „Presse“.

(c) Die Presse/Barbara Steinbrenner

Im gefalteten sowie auch im ausgefalteten Zustand präsentiert sich das Display von seiner strahlendsten Seite, inklusive einer großen, mitunter sehr störenden, Spiegelung. An der Helligkeit und der Bildschärfe gibt es nichts zu meckern. Die 2480 x 2200 Pixel verrichten mehr als ordentliche Arbeit. Auch die Falte in der Mitte des Geräts ist weniger spürbar als bei Samsungs Galaxy Fold oder dem Z Flip.

(c) Die Presse/Barbara Steinbrenner

Für das Öffnen des Geräts hat Huawei einen eigenen Knopf in die Leiste gepackt, in der auch die Kameras sowie der USB-C-Anschluss untergebracht sind. Trotz dieses Mechanismus lässt sich das massive Gerät nicht mit einer Hand öffnen. Durch die Leiste jedoch liegt es gut in der Hand, wobei sich das Gewicht von 300 Gramm früher oder später bemerkbar macht. Ein herkömmliches Smartphone ist im Durchschnitt 100 Gramm leichter.

Die übrige Ausstattung ist auf der Höhe der Zeit: Eine Dreifachkamera, ein leistungsstarker Prozessor (Kirin 990), ein Fingerprint-Sensor an der Seite und ein 512 Gigabyte großer Speicher sowie ein 4500mAh starker Akku. Einen Klinkenstecker-Anschluss sucht man hingegen vergeblich. Dafür hat Huawei passende kabelgebundene Kopfhörer in den Lieferumfang gepackt. Bei Samsung gibt es hingegen kabellose, nämlich die Galaxy Buds+, die im Einzelpreis knapp 140 Euro kosten.

(c) Die Presse/Barbara Steinbrenner



Quadratisch, praktisch, gut. Im gefalteten Zustand bleiben dem Nutzer 6,6 Zoll Spielfläche, die sich auf acht Zoll erweitern lässt. Die Displayratio mit 1:1 im großen Modus ist sehr angenehm, zum Lesen genauso wie zum Schauen von Videos. Die Fläche wird optimal genutzt. Außerdem lassen sich zwei Apps bequem simultan nutzen, ohne das Gefühl zu haben, ständig eine Anwendung verschieben zu müssen.

(c) Die Presse/Barbara Steinbrenner

Das Problem bleibt aber die Tatsache, dass die Displays nach außen gebogen werden. Das Konzept ist interessant, da man im gefalteten Modus ein vollwertiges 6,6 Zoll großes Gerät hat. Wer aber sein Smartphone länger ohne Hülle nutzt, weiß, dass die Rückseite nicht ohne Kratzer bleibt. Bei dem noch sensiblen Display, das zwar durch zwei Plastikfolien geschützt ist, lassen Schäden sicher nicht lange auf sich warten. Mit im Lieferumfang enthalten ist jedoch eine reduzierte Hülle, wodurch das Gerät nicht plan am Tisch aufliegt und knapp einen Millimeter absteht. Für die Tasche wird man sich aber etwas anderes überlegen müssen.

Bei einem Gerätepreis von 2500 Euro sollte man aber die Sicherheit haben, lange etwas von dem Gerät zu haben. Unabhängig davon, dass das Falten per se noch viel Vertrauensvorschuss von den Kunden abverlangt. Auch wenn die Hersteller, egal ob Samsung oder Huawei, versprechen, dass sich die Geräte mehr als 200.000 Mal falten lassen. Das würde einer Haltbarkeit von sechs Jahren entsprechen, basierend auf einer Studie, wonach Smartphones im Durchschnitt 90 Mal am Tag in die Hand genommen wird. Das Scharnier und die außen liegenden Displays sind aber hier zwei sehr große Unsicherheitsfaktoren. Und dann wäre da noch die Sache mit den fehlenden Google-Lizenzen. Das erhöht nicht unbedingt die Benutzerfreundlichkeit.

Falthandys im Test

Drei Geräte sind aktuell auf dem Markt: Das Galaxy Fold, das Z Flip, ebenfalls von Samsung und das Mate Xs von Huawei. Das im November vorgestellte Falthandy von Motorola ist in Österreich hingegen noch nicht verfügbar.

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.03.2020)

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