Der Linkspopulist Bernie Sanders könnte zum Herausforderer Trumps werden. Wie ist sein Wahlprogramm ökonomisch einzuordnen? Und welche Tradition hat linke Politik im Heimatland des Kapitalismus?
Gar nichts ist faul im Staat Dänemark. Sein Land sei „eine erfolgreiche Marktwirtschaft mit viel Freiheit, um seine Träume zu erfüllen und so zu leben, wie man will“, beteuerte Lars Løkke Rasmussen, damals Premierminister, bei einer Rede auf der US-Universität Harvard im Jahr 2015. Vor allem sei Dänemark „weit davon entfernt, eine sozialistische Planwirtschaft zu sein“. Warum diese seltsame, für europäische Ohren überflüssig klingende Klarstellung? Es war die Zeit der amerikanischen Vorwahlen. Bernie Sanders, erstmals Anwärter auf eine Präsidentschaftskandidatur für die Demokraten, nannte als Vorbild für seine Visionen den Wohlfahrtsstaat skandinavischer Prägung, besonders Dänemark, und bezeichnete sich zugleich, wie heute noch, als „demokratischen Sozialisten“. Aber was heißt das in Amerika? Ist der Senator aus Vermont, dem die Jugend zujubelt und der auch nach dem Super Tuesday als Trump-Herausforderer noch gut im Rennen liegt, nun ein Sozialdemokrat, ein Kommunist oder irgendetwas dazwischen?
„Kommt darauf an, was wir unter Sozialismus verstehen“, sagt er selbst. „Wenn wir damit die alte Sowjetunion meinen: Das ist nicht mein Ding.“ Klingt ja beruhigend. Aber der heute 78-Jährige schwärmte einst von den Errungenschaften der „alten Sowjetunion“ und verbrachte dort seine Flitterwochen (Macht politische Liebe blind?). Er trat auf Wahlveranstaltungen des linken Autokraten Ortega in Nicaragua auf und lobte erst vor zwei Wochen das segensreiche Wirken von Fidel Castro in Kuba. Das wäre nicht nur enorm scharfe Munition für die Kampagne der Republikaner. Es lässt auch an der Überzeugung zweifeln, die Amerikaner würden den Kapitalismus, der sie groß gemacht hat, nie infrage stellen – weshalb jede Einordnung in „links“ und „rechts“ gegenüber Europa gleichsam parallelverschoben sei.