Gedankenlese

Hubschrauber auf dem Dach der US-Mission: Kabul wie Saigon 1975?

Trumps Vereinbarung mit den Taliban weckt Erinnerungen: Gibt Washington Afghanistan preis wie einst Südvietnam?

Die Bilder vom April 1975 tauchen wieder auf: Das Foto vom Hubschrauber, der vom Dach der US-Botschaft in Saigon südvietnamesische Mitarbeiter der Amerikaner evakuiert; oder Aufnahmen, wie vom Deck eines US-Flugzeugträgers im Südchinesischen Meer Helikopter ins Meer gestoßen werden, um Platz zu schaffen. Bilder, die die Schmach der Niederlage der USA im Vietnam-Krieg symbolisierten. Zwei Jahre vorher hatte die US-Regierung von Richard Nixon mit den Nordvietnamesen einen Friedensvertrag geschlossen – mit dem Effekt, dass die entschlossenen Nationalkommunisten das ganze Land in ihre Hände bekamen.

Nach der Vereinbarung, die die jetzige US-Regierung von Donald Trump mit den radikalislamischen Taliban am 29. Februar in Doha geschlossen hat, um endlich Amerikas längsten Kriegseinsatz zu beenden und die Soldaten aus Afghanistan nach Hause zu bringen, warnen viele: Die Geschichte wird sich am Hindukusch wiederholen! Mit der Doha-Vereinbarung, schreibt der Londoner „Economist“, „konzedieren die USA, dass sie den Krieg in Afghanistan nicht gewinnen können und dass genau jene Gruppe, die Osama bin Laden beherbergt und die afghanische Bevölkerung während ihrer Herrschaft brutal unterdrückt hatte, bei der Führung des Landes künftig wieder ein gewichtiges Wort mitzureden haben wird“. Oder die Taliban werden Afghanistan überhaupt wieder im Alleingang eine militante Theokratie aufzwingen, wie es in diesen Tagen in zahlreichen Analysen internationaler Denkfabriken oder Kommentaren führender Printmedien heißt. Dann, ja dann scheint ein Déjà-vu wahrscheinlich: US-Hubschrauber, die aus Kabul die letzten afghanischen Vertrauensleute herausholen.

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