Kolumne zum Tag

Lexikon der Politiksprache: Anpassung und Bepreisung

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Wenn man mehr Geld von Ihnen will, das aber hinter salbungsvollen Worten versteckt.

Zum Handwerk der Politik gehört der Euphemismus, also das Verpacken eines unangenehmen Sachverhalts in beschönigende Worte. Sie kennen das unter anderem auch aus den regelmäßigen Informationen von Telefonanbietern, dass eine nicht ausschließlich begünstigende Änderung bevorsteht. Dahinter verbirgt sich in der Regel eine Erhöhung der Kosten oder eine Kürzung der Leistung. Nur, dass das so niemand jemals sagen würde. Vielmehr wird dann das alte evolutionäre Vokabel der Anpassung ausgegraben. Das hat den Vorteil, dass man dadurch die Verantwortung auf die äußeren Umstände abschieben kann, man muss sich halt an den Rahmenbedingungen orientieren. Übersetzt ist eine Tarifanpassung also einfach eine Preiserhöhung.

Im euphemistischen Handwerkskasten hat sich zuletzt aber auch ein neuer Begriff eingenistet. Vor allem im Zusammenhang mit der Reduzierung von CO2 taucht vermehrt die Bepreisung auf. Ein Begriff, den der Duden als das Festlegen eines Preises kennt, das es im Österreichischen Wörterbuch hingegen nicht gibt. Insgesamt klingt der Begriff CO2-Bepreisung aber weitgehend harmlos oder zumindest neutral. Schon viel negativer aufgeladen wäre es, wenn man das CO2 mit einer Steuer oder Abgabe versehen würde. Natürlich, da gibt es einen Unterschied – eine Steuer ist eine Geldleistung an den Staat, die nicht eine unmittelbare Gegenleistung bringt. Eine Abgabe zahlt man, wenn man dafür etwas bekommt oder schon bekommen hat, also etwa die Gebühren für die Müllabfuhr. Beide haben gemeinsam, dass sie bei der Bevölkerung so verstanden werden, dass man etwas zahlen muss. Bei der Bepreisung muss das zunächst noch ein bisschen sickern.

Ist das ein Problem für Sie? Nun, auch das lässt sich sprachlich recht simpel anpassen – betrachten Sie es einfach als Chance oder Herausforderung.

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.03.2020)

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