2019 konnte jede zehnte Zivildienst-Stelle nicht besetzt werden. Die Regierung will daher neu definieren, wer für den Dienst „tauglich“ ist. Diese Woche setzt sie erste Schritte.
Wien. Es gibt zwei Gründe dafür, warum Österreich weniger junge wehrpflichtige Männer zur Verfügung stehen. Der eine ist, dass es grundsätzlich weniger Staatsbürger um die 18 Jahre gibt – aufgrund von geburtenschwachen Jahrgängen. Der andere ist, dass von diesen jungen Männern die Anzahl der untauglichen steigt. Sie können also aus verschiedensten Gründen keinen Grundwehrdienst leisten – und damit auch keinen Zivildienst. Das ist die eigentliche Herausforderung, vor der die Bundesregierung steht.
Am Sonntag veröffentlichte das Ministerium von Elisabeth Köstinger (ÖVP), zuständig für den Zivildienst, eine Bilanz des vergangenen Jahrs: Die Zahl der Neuanmeldungen zum Zivildienst ist demnach 2019 um zwei Prozent gesunken. Insgesamt gaben 13.428 junge Männer in diesem Zeitraum eine Zivildiensterklärung ab.
Die Statistik zeigt aber auch einen anderen Trend. Denn insgesamt gibt es zwar weniger junge Männer, die für den Zivildienst zur Verfügung stehen. Gleichzeitig wird der Ersatzdienst für die Wehrpflicht aber trotzdem beliebter. Denn gleichzeitig gab es im vergangenen Jahr 14.660 Zivildiener in Österreich – um 69 mehr als im Jahr 2018. Historisch ist das der dritthöchste Wert. Das ist möglich, weil junge Männer, deren Zivildiensterklärung bereits länger zurücklag, ihren Dienstantritt aufgeschoben hatten.
Die Trägerorganisationen brauchten allerdings noch mehr Kräfte: Ihr Bedarf konnte im vergangenen Jahr nur zu knapp 90 Prozent erfüllt werden. 16.331 Personen hätte man eigentlich benötigt. Die meisten Zivildiener waren übrigens im Rettungswesen tätig (40 Prozent), dann folgte die Sozial- und Behindertenhilfe (30 Prozent) und die Altenbetreuung (zehn Prozent). 23 Prozent der Personen waren in Wien stationiert, rund 19 Prozent in Oberösterreich, 16 Prozent in Niederösterreich. Die beliebtesten Trägerorganisationen waren unter anderem das Rote Kreuz, der Samariterbund, die Caritas und Diakonie sowie Feuerwehrverbände.