Globaler Abwehrkampf

Medikamenten-Engpässe, Drohungen und bizarre Aufrufe

In Südkorea ist die Zahl der Infektionen mit dem Coronavirus auf mehr als 7100 gestiegen.
In Südkorea ist die Zahl der Infektionen mit dem Coronavirus auf mehr als 7100 gestiegen.(c) REUTERS (KIM KYUNG-HOON)
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Trotz aller möglicher Maßnahmen, die die Länder rund um die Welt treffen, um die weitere Ausbreitung der neuartigen Lungenkrankheit Covid-19 zu blockieren, breitet sich das Coronavirus immer mehr aus. Selbst US-Präsident Trump kam dem Virus schon sehr nahe.

Wien. An der globalen Front im Abwehrkampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus gab es am Wochenende keine Entspannung. Bisher verschonte Länder wie etwa Bulgarien und die Republik Moldau meldeten die ersten Infektionsfälle, Argentinien tat den ersten Covid-19-Todesfall in Südamerika kund. Berichte von einzelnen Abschnitten der Abwehrfront.

Meldepflicht für alle Virustests

Der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn will eine Meldepflicht für sämtliche Coronavirustests einführen. „Bisher müssen nur Tests, bei denen das Virus gefunden wird, gemeldet werden. Künftig sollen auch Tests gemeldet werden, bei denen keine Infektion gefunden wird.“ So könne die Gesamtlage besser eingeschätzt werden, erklärte Spahn in einem Zeitungsinterview. Deutschland meldete bis Sonntag 847 Infektionen mit dem Coronavirus. Die Deutschen Apothekerverbände rechnen inzwischen wegen der Epidemie mit Lieferengpässen bei Medikamenten.

US-Wahlkämpfer machen weiter

In den USA ist ein Teilnehmer einer konservativen Politik-Konferenz positiv getestet worden, an der auch Präsident Donald Trump und Vizepräsident Mike Pence teilgenommen hatten. Die betroffene Person habe jedoch während der „Conservative Political Action Conference“ (CPAC) im Februar mit Trump und Pence „nicht interagiert“. Trump kündigte an, seine Wahlkampftour wegen der Ausbreitung des Coronavirus nicht unterbrechen zu wollen, und das wollen auch die demokratischen Bewerber Joe Biden und Bernie Sanders nicht tun. In den USA gab es bis Sonntag mehr als 400 Covid-19-Infektionen und 19 Todesfälle; die meisten im US-Bundesstaat Washington.

Moskau droht mit schweren Strafen

Die Stadt Moskau droht ihren Bürgern mit bis zu fünf Jahren Haft, wenn sie sich nach einem Besuch in besonders von der Epidemie betroffenen Ländern nicht wie angeordnet selbst unter Quarantäne stellen. Das teilt die Verwaltung der russischen Hauptstadt mit. Wer aus China, Südkorea, Iran, Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und anderen Ländern zurückkehre, müsse zwei Wochen lang zu Hause bleiben und sich selbst isolieren. Wer dagegen verstoße, riskiere schwere Strafen. In Russland gibt es bisher 15 bestätigte Infektionsfälle.

Japans Hilfe für Betroffene

Japans Ministerpräsident Shinzō Abe hat zinslose Kredite für Firmen angekündigt, die von der Coronavirus-Epidemie betroffen sind. Zudem sollen Angestellte unterstützt werden, die wegen der Schließung der Schulen zu Hause bei ihren Kindern bleiben müssen. Die Schritte gehören zu einem neuen Maßnahmenpaket der Regierung.

Babiš ruft Rom zu Reiseverbot auf

Tschechiens Ministerpräsident Andrej Babiš hat Italien aufgefordert, seinen Bürgern Reisen durch Europa zu untersagen. „Italien sollte allen seinen Bürgern verbieten, nach Europa zu reisen“, sagt Babiš im tschechischen TV. In der Tschechischen Republik gibt es bisher 26 bestätigte Virus-Fälle. Die meisten davon betreffen Personen, die entweder aus Italien kommen oder mit jemandem in Kontakt stehen, der dort gewesen ist.

Schon zwei Todesfälle in der Schweiz

In der Schweiz gibt es den zweiten Todesfall infolge einer Covid-19-Infektion. Der Kanton Basel-Landschaft teilt mit, eine Person sei in einem Krankenhaus in Liestal an der Erkrankung gestorben. Nach Angaben der Gesundheitsbehörden gab es in der Schweiz bis Sonntagmittag 281 Infektionsfälle.

Eine Sekte als Infektionsherd

In Südkorea ist die Zahl der Infektionen mit dem Coronavirus auf mehr als 7100 gestiegen; bisher wurden 50 Todesfälle gemeldet. Etwa 60 Prozent der Infektionsfälle werden mit Anhängern der Sekte Shincheonji-Kirche Jesu in Verbindung gebracht.  (Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.03.2020)

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