Covid-19

Iran lässt 70.000 Gefangene wegen Coronavirus frei

Desinfektionen am mittlerweile geschlossenen Grenzübergang Shalamcha zwischen dem Irak und dem Iran.
Desinfektionen am mittlerweile geschlossenen Grenzübergang Shalamcha zwischen dem Irak und dem Iran.REUTERS
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Im Iran greift der Staat zu drastischen Maßnahmen, auch in Italien gibt es neue, harte Maßnahmen. Das EU-Parlament verkürzt die Plenartagungen, Irland sagt die Parade zum St. Patrick's Day ab. Bessere Nachrichten kommen aus China.

Das Coronavirus verbreitet sich weltweit. In Österreich sind aktuell 112 Personen von dem Virus betroffen. In China scheint sich allmählich die Lage zu beruhigen. Die Zahl der offiziell registrierten Neuinfektionen mit dem neuartigen Coronavirus in China ist auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Veröffentlichung dieser Zahlen im Jänner gesunken, das freut die kommunistische Propaganda. Auch Südkorea ist zuversichtlich, dass es bald eine Wende bei der Verbreitung des Coronavirus gibt. „Ich bin immer noch sehr vorsichtig, aber es besteht Hoffnung“, erklärt Ministerpräsident Chung Sye Kyun.

Massiv ist auch der Iran betroffen. Das Land hat nun rund 70.000 Gefangene freigelassen. Das sagte Ebrahim Raisi, Vorsitzender der Justiz, am Montag laut Nachrichtenportal der iranischen Justiz. Es würden auch noch weitere Gefängnisinsassen freigelassen - "bis zu dem Punkt, an dem es keine Unsicherheit in der Gesellschaft schafft". Ob oder wann sie in die Haftanstalten zurückkehren müssen, wurde nicht ausgeführt.

US-Senator isoliert sich freiwillig

Währenddessen spitzt sich die Lage in den USA weiter zu. Der republikanische US-Senator Ted Cruz hat sich nach einem kurzen Kontakt mit einem Covid-19-Patienten in freiwillige Quarantäne begeben. Er habe der Person vor zehn Tagen bei einer Veranstaltung mit konservativen Aktivisten nahe Washington die Hand geschüttelt und sich kurz mit ihr unterhalten, teilte der Senator für Texas in der Nacht zu Montag auf Twitter mit.

Die betroffene Person sei positiv auf das neuartige Coronavirus getestet worden und zeige Symptome der Lungenerkrankung. Dennoch sei die Chance, dass auch er infiziert worden sei "extrem niedrig", schrieb Cruz weiter. Die Begegnung sei kurz gewesen, und er fühle sich "gut und gesund". Seine vorübergehende Isolierung sei nur eine Vorsichtsmaßnahme. Er werde zu Hause in Texas bleiben, bis 14 Tage seit der Begegnung vergangen seien.

Italien riegelt Norden ab

Währenddessen spitzt sich die Lage in Italien weiter zu. Angesichts steigender Fallzahlen hat die Regierung am Wochenende Landesteile unter Quarantäne gestellt. Wegen Restriktionen in italienischen Gefängnissen ist es in mehreren Haftanstalten zu Aufständen gekommen. In Modena sind dabei drei Gefängnisinsassen gestorben, zwei weitere befinden sich in kritischem Zustand.

Die maltesische Fluggesellschaft Air Malta hat indes die Aussetzung ihrer Flüge nach Mailand angekündigt. "Die Sicherheit der Passagiere und des Personals, sowie die Sorgen der maltesischen Bevölkerung sind unsere Priorität", hieß es in einer Presseaussendung der Fluggesellschaft.

Das Management der Airline hatte vor der Ergreifung dieses Beschlusses Gespräche mit Regierungschef Robert Abela geführt, der sich für den Erhalt der Flugverbindungen mit Italien ausgesprochen hatte. "Der Covid-19" ist nicht die Pest", sagte Abela nach Medienangaben am Wochenende.

Portugals Präsident in freiwilliger Quarantäne

Ebenfalls in freiwilliger Quarantäne befindet sich Portugals Präsident Marcelo Rebelo de Sousa. Er werde zwei Wochen lang keine öffentlichen Termine im In- und Ausland wahrnehmen, kündigte der Präsident am Sonntag an. Er hatte vorige Woche Schüler einer Schule aus dem Norden Portugals getroffen, die später wegen eines Coronavirus-Falls geschlossen wurde.

Zwar habe weder der erkrankte Schüler noch dessen Klasse an dem Treffen teilgenommen, hieß es in einer Erklärung auf der Internetseite des Präsidenten. Der Staatschef zeige auch keinerlei Symptome und werde im Präsidentenpalast weiter seiner Arbeit nachgehen. Er habe sich aber entschieden, sich an die Empfehlungen der Gesundheitsbehörden zu halten, um "ein Beispiel zu geben".

In Portugal war die Zahl der bestätigten Coronavirus-Fälle am Wochenende stark angestiegen, vor allem im Norden des Landes. Sie liegt nun bei mehr als 20, nachdem sie am Freitag noch bei 13 gelegen hatte.

Deutschland: Infektionen auf 1112 gestiegen

In Deutschland ist die Zahl der mit dem Virus infizierten Personen bis Montagvormittag auf 1112 angestiegen. Am Sonntagnachmittag hatte das Robert-Koch-Institut noch 902 Krankheitsfälle gemeldet. Die meisten Erkrankungen wurden weiter in Nordrhein-Westfalen mit nun 484 Fällen registriert. Dort gab es bundesweit die ersten zwei bestätigten Todesfälle durch Covid-19. Dort stieg die Zahl der Infektionen am stärksten an, gefolgt von Bayern, wo es inzwischen 256 Krankheitsfälle gibt.

Ob die Coronavirus-Epidemie aus wirtschaftlicher Sicht eine längerfristige Herausforderung sein wird, ist nach den Worten von Bundesfinanzminister Olaf Scholz "gegenwärtig noch überhaupt nicht absehbar". Die Bundesregierung sei bereit, alles Erforderliche zu tun, um die Wirtschaft zu stabilisieren und Arbeitsplätze zu sichern, sagt Scholz im Deutschlandfunk. Über die Beschlüsse zur Kurzarbeit hinaus werde man dafür sorgen, dass immer genügend Liquidität für die Wirtschaft zur Verfügung stehe.

Die vom Koalitionsausschuss beschlossene Neuregelung des Kurzarbeitergeldes wird nach Angaben von CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer vor allem in der besonders betroffenen Tourismus- und Kongress-Branche helfen. Die Maßnahmen seien zunächst bis Oktober begrenzt, sagt sie im ZDF-Morgenmagazin. Im Lauf des Jahres werde man sehen, wie sich die Lage entwickele und wo dauerhaft geholfen werden müsse. Jetzt gehe es darum, Unternehmen in einer akuten Krise zu unterstützen.

EU-Parlament verkürzt Plenartagung

Das EU-Parlament hat wegen der Coronavirus-Epidemie die für diese Woche geplante Plenartagung in Brüssel auf einen Tag reduziert. Am Dienstag würden der EU-Außengrenzschutz und Migration, das Coronavirus, der nächste mehrjährige EU-Finanzrahmen sowie die Gleichstellung der Geschlechter besprochen, verlautete am Montag aus informierten Kreisen. Die Sitzungen am Mittwoch und Donnerstag entfallen.

Ursprünglich hätte die Plenarsitzung in Straßburg stattfinden sollen. Sie wurde jedoch bereits vergangene Woche nach Brüssel verlegt, um unnötiges Reisen zu vermeiden.

Irland sagt Paraden zum St. Patrick's Day ab

Eine Absage eines weitaus ausschweifenderen Ereignisses gibt es in Irland. Dort hat die Regierung die Parade zum St. Patrick's Day in der Hauptstadt Dublin gestrichen. Das meldete der öffentlich-rechtliche Rundfunksender RTE am Montag mit Verweis auf die Entscheidung eines Kabinettsausschusses. Zuvor hatte bereits die zweitgrößte irische Stadt Cork die Parade abgesagt.

Die Parade in Dublin lockte im vergangenen Jahr rund 500.000 Menschen an. In Irland wurden bisher 21 Fälle der durch das neuartige Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 gezählt.

(APA/DPA/Reuters/Red. )

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