Uganda: Ökologische Landwirtschaft trägt Früchte

Uganda oekologische Landwirtschaft traegt
Uganda oekologische Landwirtschaft traegtGrissemann
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Beim "Farmer-to-Markets" Projekt betreiben Bauern ökologische Landwirtschaft und verkaufen ihre hochwertige Ernte zu Premiumpreisen an von ihnen ausgewählte Abnehmer.

Seit fast zwei Jahren engagieren sich die vier Männer und acht Frauen aus dem kleinen Dorf Birungu im Westen Ugandas unter ihrem Motto im „Farmer-to-Markets" Projekt. Sie betreiben ökologische Landwirtschaft und verkaufen ihre hochwertige Ernte zu Premiumpreisen an von ihnen ausgewählte Abnehmer. Dadurch sind sie nicht mehr länger von privaten Händlern und Zwischenhändlern abhängig, die ihnen in der Vergangenheit den gesamten Produktionsprozess genau vorschrieben und meist viel zu geringe Preise bezahlten.

Dorothy Nyamaizi ist eine der ambitionierten Bäuerinnen der Tugonzagane-Gruppe. Durch den biologischen Anbau von Erdnüssen, Bohnen und Kassava auf ihren Feldern konnte sie nicht nur die Ernährungssicherheit ihrer Familie verbessern: „Ich habe es geschafft, genug Geld zu bekommen, um meine zwei Enkeltöchter weiterhin in die Schule schicken zu können", berichtet die 61-Jährige stolz.

Der Weg der Tugonzagane-Bauerngruppe zu diesem Erfolg war jedoch lang und erfordert von den Mitgliedern viel Einsatz und Ausdauer. Zu Beginn des Projektes stand schließlich nicht einmal fest, welche Pflanzen die Gruppe anbauen soll, um ihre Lebensqualität zu steigern.
Zu allererst musste deshalb festgestellt werden, welche Mittel überhaupt verfügbar sind und in das Projekt einfließen können. Dann führte die Tugonzagane-Gruppe eine umfassende Marktanalyse durch, bei der die Nachfrage nach Bioprodukten und erzielbare Preise erfasst wurden. Nachdem die engagierten Mitglieder die voraussichtlichen Verkaufserlöse mit den anfallenden Kosten verglichen hatten, stand schließlich fest, dass der Anbau von Erdnüssen, Reis, Kassava, Bohnen und Sojabohnen für sie am aussichtsreichsten sein wird.

Damit war die Arbeit aber noch lange nicht getan: Im Rahmen des „Farmer-to-Markets" Projektes werden die Bauern auch dazu angeleitet ihre eigenen Experimente mit den Pflanzen durchzuführen. Dadurch soll zum Beispiel ermittelt werden welches organische Düngemittel zu den besten Erträgen führt. Auch Dorothy profitiert davon: durch den Einsatz von Mulch ist ihr Boden nun fruchtbarer und ihre Pflanzen tragen mehr Früchte.

Ihre Ernte verkauft die Tugonzagane-Gruppe auf dem Markt in Hoima, der nächsten größeren Stadt. Obwohl Dorothy und die anderen Mitglieder der Bauerngruppe nun große Mengen ihrer Produkte an ihre Abnehmer verkaufen, wachsen auf ihren Feldern aber weiterhin auch Pflanzen für die Ernährung der Familie. Denn die Sicherung der eigenen Ernährung hat immer noch Vorrang. Dorothy baut deshalb auch Matoke an: die Kochbanane ist ein Grundnahrungsmittel in Uganda.

Bauerngruppe gewährt Kredite für Mitglieder

Seit ihrer Gründung konnte die Bauerngruppe aus Birungu bereits 300.000 Uganda Shilling (das sind umgerechnet rund 122 Euro) ansparen. Aus diesem Gemeinschaftstopf bekommen die Mitglieder Kredite zu sehr vorteilhaften Konditionen gewährt. „Dadurch lassen sich viele Probleme leichter lösen, zum Beispiel wenn neues Saatgut gekauft werden muss oder wenn ein Kind krank wird", erklärt Dorothy. Um sicherzustellen, dass das Projekt weiterhin so gute Ergebnisse erzielt, treffen sich die Bauern und Bäuerinnen regelmäßig. Dabei werden Ergebnisse von aktuellen Marktumfragen und Experimenten evaluiert und neue Ziele besprochen.

Im Juni des Vorjahres war die Tugonzagane-Gruppe Teil eines weiteren besonderen Projektes: Eine Gruppe von Studenten und Studentinnen aus Österreich, Uganda, Kenia und Tansania reiste nach Birungu, um eine Woche lang gemeinsam mit den Bauern und Bäuerinnen den „Farmer-to-Markets"-Ansatz zu praktizieren. Dies war der wohl interessanteste Teil des Internationalen Trainingskurses für ökologische Landwirtschaft, der seit 2005 jährlich in Uganda stattfindet. Organisiert wird er von der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien in Zusammenarbeit mit Universitäten in Afrika. Ziel dieser Institutionen ist es, bei den Studierenden Interesse für ökologische Landwirtschaft zu wecken und sie dazu zu ermutigen, in diesem Bereich tätig zu werden.

Der insgesamt dreiwöchige Kurs vermittelt den Studierenden neben Basiswissen auch viele praktische Einblicke in die biologische Landwirtschaft. Nach einer Woche in Ugandas Hauptstadt Kampala, wo sie sich mit Vorträgen, Seminaren und Gruppenarbeiten theoretisch vorbereiten, verbringen die Studenten die zweite Woche „im Feld". Eine Gruppe der Kursteilnehmer führte in Birungu mit der Bauerngruppe neue Marktanalysen und Experimente durch um zu sehen, wie die Theorie in die Praxis umgesetzt wird. So starteten sie zum Beispiel gemeinsam ein neues Experiment, in dem die Tugonzagane-Gruppe den Anbau von Bohnen auf ihren Feldern testet. „Die Vorbereitung des Feldes bei der Hitze war sehr anstrengend, weil es mit viel Handarbeit verbunden ist. Es war jedoch auch sehr interessant für uns", erinnert sich die österreichische Teilnehmerin Michaela.

Wie die Bohnen in Birungu gedeihten, konnten die Kursteilnehmer jedoch leider nicht mehr mitverfolgen. Nach einem Safari- Wochenende in einem Nationalpark und einer weiteren Woche in Kampala mussten sie schließlich ihre Heimreise antreten.

In der Zwischenzeit konnten die Bohnen in Birungu geerntet werden. Das lokal hergestellte biologische Düngemittel führte zu den besten Ernteerträgen. Dorothy freut sich schon darauf dieses in Zukunft auch auf ihren Feldern anzuwenden und damit hoffentlich auch ihre eigenen Bohnenerträge zu steigern. Sie hätte dann nicht nur mehr Bohnen für den eigenen Verbrauch, sondern könnte mit dem zusätzlichen Verkaufserlös ihren Enkeltöchtern noch länger die Schulbildung finanzieren.

Dieser Artikel ist Teil des Projekts „Atelier Afrika". Dabei erstellen Studierende des Instituts für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Uni Wien gemeinsam mit Studierenden in Afrika Texte.

Alle Artikel unter: www.diepresse.com/kenako

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