Devisenmarkt

Starker Franken setzt die Schweizer Notenbank unter Druck

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Anleger flüchten angesichts der Coronavirus-Ausbreitung insichere Häfen wie Gold oder den Schweizer Franken

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) gerät zunehmend unter Druck. Angesichts der Coronakrise, der zunehmend schwächelnden Weltwirtschaft und des Preiskriegs der beiden erdölproduzierenden Länder Russland und Saudi-Arabien gewinnt der Franken als sicherer Hafen stark an Wert. Zuletzt dürfte die SNB vermehrt am Devisenmarkt eingegriffen haben.

Der Franken wird derzeit mit einem Kurs von 1,0579 Franken gehandelt, zeitweise fiel er auf 1,05435. Auch der Dollar hat zum Franken auf 0,9256 Franken massiv abgewertet, im Tief waren es gar nur 0,9183. Damit ist der Franken so stark wie seit Mitte 2015 nicht mehr, kurz nachdem die SNB den Euromindestkurs aufgehoben hatte.

Zuletzt hat die SNB auf Käufe von Fremdwährungen gesetzt, um die Erstarkung des Franken im Zaum zu halten, wie Experten sagen. Speziell in den vergangenen drei Wochen dürfte dies der Fall gewesen sein. Dies zeigt der Anstieg der Sichtguthaben um insgesamt 8,4 Mrd. Franken (7,9 Mrd. Euro).

Die Entwicklung der Sichtguthaben gilt als Indikator dafür, ob die SNB am Devisenmarkt interveniert. Die Zentralbank kauft Fremdwährungen und schreibt den Banken den entsprechenden Franken-Betrag auf deren SNB-Konten gut. Nach Ansicht der Raiffeisenbank Schweiz dürfte die SNB zunächst mit ihren punktuellen Interventionen fortfahren. "Solange die EZB nicht 'überreagiert' und der Eurokurs nicht weiter Fahrt nach unten aufnimmt", sagt Alexander Koch.

Wenn andere Zentralbanken vorausgehen, könnten aber auch weitere Zinssenkungen ein Thema werden. Nachdem die US-Notenbank Fed in der vergangenen Woche vorgeprescht ist und den Leitzins um einen halben Prozentpunkt gesenkt hat, wird in Europa ein Nachziehen der Zentralbanken erwartet. Die EZB veröffentlicht den Zinsentscheid am kommenden Donnerstag und die SNB folgt mit ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung eine Woche später.

"Die SNB muss auf jeden Fall handeln, wenn die EZB am Donnerstag den Leitzins weiter senkt (von -0,5 auf -0,6 Prozent), ansonsten wird die Zinsdifferenz zur Eurozone zu klein", sagt Daniel Hartmann, Chefökonom der Zuger Bantleon Bank. Die SNB dürfte dann in einer Art Befreiungsschlag den Leitzins um 25 Basispunkte (BP) auf -1,00 Prozent reduzieren. "Wir denken, dass die SNB handeln wird, mit Interventionen und letztendlich auch mit einer Zinssenkung von -0,75 auf -1,0 Prozent", sagte auch Alessandro Bee, Chefanlagestratege beim Global Wealth Management der UBS.

(APA/awp/sda)

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