Pizzicato

Tausendmal berührt . . .

Auch das noch. Kein Starkbieranstich auf dem Münchner Nockherberg, traditionell Höhepunkt der Fastenzeit samt Singspiel und Spitzen gegen die Spitzen der Berliner Republik und des weiß-blauen Freistaats.

Keine Publikumskulisse bei den Fußballderbys in Nordrhein-Westfalen (NRW), bei Mönchengladbach gegen Köln und beim Revierderby Schalke gegen Dortmund.

Fußball ist in NRW eine Religion, vielleicht noch wichtiger. Jeder Samstag eine „Messe“ im Stadion – und das Derby quasi ein Hochamt wie zu Ostern. Die Entscheidung, ob einer Schalke-Fan oder Dortmund-Fan ist, ist eine Lebensentscheidung – wie die Frage, ob einer Katholik ist oder Protestant. Nun hat Gesundheitsminister Jens Spahn – im Übrigen ein Katholik aus Westfalen – das Wort zum Sonntag gesprochen. Er empfahl, alle Veranstaltungen mit über 1000 Teilnehmern wegen der Corona-Krise abzusagen.

Was hat das für den CDU-Parteitag am 25. April in Berlin zu bedeuten, bei dem Spahn als Vize des NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet für den Parteivorsitz kandidiert? Exakt 1001 Delegierte sind dort geladen – 1001 Möglichkeit, sich zu infizieren. „Tausend mal berührt. Tausendmal ist nix passiert . . . Und es hat Zoom gemacht“, wie es im Klaus-Lage-Song heißt. So wie es aussieht, bleibt Angela Merkel Kanzlerin auf Lebenszeit. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.03.2020)

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