Geschichten des Jahres

Warum wir „Quarantäne“ falsch aussprechen dürfen

Coronavirus - Schueler nach Suedtirol-Fahrten in Quarantaene
Coronavirus - Schueler nach Suedtirol-Fahrten in QuarantaeneAPA/dpa-Zentralbild/Peter Endig
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Auch wenn wir das Wort aus Frankreich übernommen haben, weshalb wir „Karantäne“ sagen müssten: Den Begriff prägten die Venezianer.

Geschichten des Jahres. Dieser Artikel ist am 9. März 2020 erschienen.

Wir schreiben das Jahr 1374. Oder das Jahr 1377, da streiten sich die Gelehrten. Die Pest hatte ein Viertel der Bevölkerung das Leben gekostet und immer noch hatte sie Europa fest im Griff. In Venedig – oder seiner Kolonie Ragusa, auch das ist nicht gesichert – traf man deshalb Vorkehrungen: Schiffe mussten dreißig Tage lang außerhalb des Hafens ankern, in völliger Isolation, kein Bewohner der Stadt durfte das Schiff betreten, kein Mitglied der Besatzung einen Fuß an Land setzen. Nach Ablauf der Zeit wurden Crew und Ladung inspiziert – und im besten Fall die Einreise erlaubt.

Der Name dieser Maßnahme: „Trentino“, abgeleitet vom Wort für dreißig. Doch bei einem Monat blieb es nicht. Einerseits, weil laut antiker Lehrmeinung die Grenze zwischen akuter und chronischer Krankheit bei 40 Tagen verlief. Zum zweiten, weil die Erfahrung zu einer Ausdehnung der Quarantäne riet. Und zum dritten: Das Mittelalter liebte Analogien im Allgemeinen und zur Bibel im Besonderen: 40 Tage dauerte die Sintflut, 40 Jahre lang irrten die Israeliten umher, ehe sie das Gelobte Land fanden, Jesus zog sich für 40 Tage in die Wüste zurück und fastete.

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