Nachruf

Max von Sydow: Ritter, Jesus und cooler Bösewicht

Die Rolle in „Extrem laut und unglaublich nah“ brachte Max von Sydow eine Oscar-Nominierung ein.
Die Rolle in „Extrem laut und unglaublich nah“ brachte Max von Sydow eine Oscar-Nominierung ein. (c) imago images/UPI Photo (imago stock&people, via www.imag)
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Von Ingmar Bergman entdeckt, machte der schwedisch-französische Schauspieler Max von Sydow eine beeindruckende – und lange – Karriere. Jetzt ist er 90-jährig gestorben.

Ein Leben, ganz dem Film gewidmet. Selten gelingt das in solcher Vielschichtigkeit, mit so viel Tiefenschärfe – und vor allem so lang – wie bei Max von Sydow. Mit 20 spielte er noch als Schauspielschüler zum ersten Mal in einem Film mit (im schwedischen Drama „Rya-Rya – Nur eine Mutter“). Mitte der 1950er-Jahre lernte er seinen Landsmann Ingmar Bergman kennen und erzielte mit dessen Mittelalterdrama „Das siebente Siegel“ (1957) als gegen den Tod Schach spielender Ritter den internationalen Durchbruch. Für Bergman stand von Sydow auch in „Wilde Erdbeeren“ (1957), „Schande“ (1968), „Die Stunde des Wolfs“ (1968) und „Passion“ (1969) vor der Kamera. 1965 drehte er erstmals in den USA.

Max von Sydow, der Hüne mit dem markanten Gesicht und der beeindruckenden Leinwandpräsenz, konnte einfach alle spielen: Er war Jesus Christus (in seinem ersten US-Film: George Stevens' „Die größte Geschichte aller Zeiten“, 1965) und Teufelsaustreiber (als Pater Merrin in William Friedkins Horrorklassiker „Der Exorzist“, 1973). Er war ein cooler James-Bond-Gegenspieler (als die Katze streichelnder Ernst Stavro Blofeld in „Sag niemals nie“, 1983) und zwirbelte als diabolischer Imperator Ming seinen Schnurrbart (in Mike Hodges Comicverfilmung „Flash Gordon“ aus dem Jahr 1980 zur Filmmusik von Queen).

Seine Lieblingsrolle aber war die des Witwers und Vaters in Bille Augusts mit dem Auslandsoscar ausgezeichnetem Auswandererdrama „Pelle, der Eroberer“ (1987). Sie brachte ihm eine Oscar-Nominierung als bester Hauptdarsteller ein. Auch mit seiner stummen Nebenrolle in Stephen Daldrys Bestsellerverfilmung „Extrem laut und unglaublich nah“ (2011) war er für einen Oscar nominiert – mit 83 Jahren. Doch der große Hollywood-Preis blieb ihm verwehrt. 1988 erhielt er den Europäischen Filmpreis, 1995 den Grimme-Preis. Und 2004 wurde der am 10. April 1929 im schwedischen Lund geborene Schauspielstar, der 2002 die französische Staatsbürgerschaft angenommen hatte, in Cannes für das Lebenswerk ausgezeichnet.

Noch als Greis in „Game of Thrones“

Von Sydow arbeitete mit Woody Allen („Hannah und ihre Schwestern“, 1986), Steven Spielberg („Minority Report“, 2002), Martin Scorsese („Shutter Island“, 2010) und Wim Wenders („Bis ans Ende der Welt“, 1991) zusammen, spielte mit Robin Williams, Tom Hanks und Leonardo DiCaprio. Selbst wenn „Presse“-Kritiker einen Film verrissen – für von Sydow gab's immer Lob. Im Alter beschwerte er sich im „Guardian“: „Wenn du älter wirst, bekommst du die alten Charaktere angeboten, und sehr oft sterben alte Leute mitten im Drehbuch. Es ist traurig, aber nicht sehr interessant.“ Für ihn galt das nur bedingt. Einem jüngeren Publikum ist der vielseitige Charakterdarsteller durch Filme bekannt, die er im hohen Alter drehte: Er spielte in „Star Wars: Das Erwachen der Macht“ (2015) und trat 2016 in der kleinen, aber bedeutenden Rolle des dreiäugigen Raben in „Game of Thrones“ auf. Am Sonntag ist von Sydow 90-jährig in Paris gestorben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.03.2020)

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